Senioren: Bunte statt graue Panther

Flüchtlingshilfe am Westbahnhof
Flüchtlingshilfe am Westbahnhof(c) Stanislav Jenis
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Wandel innerhalb von zehn Jahren: Laut einer GfK-Studie im Auftrag des Seniorenbundes werden Pensionisten sportlicher und zeigen mehr ehrenamtliches Engagement.

Wien. Sie sind derzeit auf dem Wiener Hauptbahnhof oder dem Westbahnhof gemeinsam mit vielen jungen Menschen im Einsatz, um Flüchtlingen freiwillig zu helfen. Diese ehrenamtliche Hilfe bestätigt eine Entwicklung, die sich schon länger abzeichnet. Österreichs Senioren sind zunehmend unentgeltlich aktiv. Immerhin rund die Hälfte der Generation 60 plus erklärt, regelmäßig oder zumindest gelegentlich freiwillig für verschiedenste Einrichtungen, die jeweils der eigenen Neigung entsprechen, tätig zu sein. Das ist einer der Trends, der sich aus einem Überblick über die Entwicklung innerhalb des letzten Jahrzehnts aus mehreren Untersuchungen des Instituts GfK-Austria im Auftrag des ÖVP-Seniorenbundes ergibt.

Häufiger „Mitarbeit auf Zeit“

Damit wird auch das Image der sogenannten grauen Panther, die bestenfalls auf Parkbänken oder daheim vor dem Fernsehschirm herumsitzen, kräftig korrigiert. Zugleich wird das Bild durch Studien über die Freiwilligenarbeit ergänzt und abgerundet, die besagen, dass Freiwilligenarbeit zu einem großen Anteil auf der Mitarbeit der älteren Generation basiert. Das ehrenamtliche Engagement ist komplett unterschiedlich: Es reicht von Tätigkeiten im Kultur- und Sportbereich, für religiöse Gruppen oder soziale Einrichtungen und Tierschutzvereine bis zu freiwilliger Arbeit für Gemeinden und der Betreuung hilfsbedürftiger Personen. Für diese Menschen werden speziell Hausarbeiten, Fahrtendienste oder Einkäufe übernommen.

(C) DiePresse

Leicht nimmt bei älteren Menschen die Tendenz zur „Mitarbeit auf Zeit“ zu. Ähnlich wie bei der Jugend wollen sich diese Menschen zwar nicht fix an eine Partei oder eine Institution binden, sie übernehmen aber Tätigkeiten bei bestimmten Projekten oder zeitlich begrenzten Initiativen. Davor muss allerdings erst eine Barriere überwunden werden: Senioren müssen demnach gebeten und eingeladen werden, bei Aktivitäten mitzumachen. Sie müssen überdies das Gefühl haben, mit ihrem Wissen und ihrer Arbeit tatsächlich mithelfen zu können.Rund zehn Prozent der über 60-jährigen Pensionisten sind weiter in irgendeiner Form berufstätig. Meist handelt es sich dabei um (ehemalige) Selbstständige und Angehörige freier Berufe mit höherem Bildungsniveau. Der Verbleib im Beruf ist freilich, wie oft berichtet, etwa im Vergleich zu Schweden, in Österreich die Ausnahme. Einer der Gründe für das schwache Interesse, so der Überblick über das vergangene Jahrzehnt, ist, dass eine Fortsetzung der Berufstätigkeit über das 60. Lebensjahr hinaus kaum gesellschaftliche Anerkennung findet. Dabei würden 20 Prozent der 60-Jährigen laut Befragung gern weiterarbeiten. Interessant ist, dass sich ein Viertel der Generation 60 plus vorstellen kann, „in einem ganz anderen Bereich“ als im bisherigen Beruf nach der Pensionierung tätig zu sein, wie Meinungsforscher Rudolf Bretschneider für den ÖVP-Seniorenbund herausgefiltert hat.

Aktuelle Untersuchungen weisen nur sehr selten auf einen sogenannten Pensionsschock hin. Nur vier Prozent der über 50-jährigen Pensionisten bewerten die Phase nach dem Pensionsantritt als überwiegend oder sehr negativ. Für eine kleine Gruppe gibt es allerdings doch ein Gefühl der Leere, Angst und Einsamkeit.

Sporteln ist gefragt

Im Steigen begriffen ist die Zahl jener älteren Menschen, die Sport betreiben. Ein Drittel der 60- bis 79-Jährigen fährt regelmäßig Rad; ein knappes Fünftel wandert oder „walket“ wöchentlich; mehr als ein Drittel betreibt Gymnastik oder geht tanzen; ein Viertel benutzt Geräte für das Training. Hauptziel ist dabei, fit zu bleiben. (ett)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.09.2015)

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