Ganz schön abgehoben

Kolume "Sprechblase". Warum die Helikopterperspektive abgehoben ist.

Da sitzt man eben noch am Besprechungstisch, und schon wird er wahr – der Traum vom Fliegen. „Gehen wir gemeinsam in die Helikopterperspektive“, sagt das Gegenüber. Na dann, guten Flug.

Von oben sehen die Dinge immer ein bisschen anders aus: mehr Überblick, doch Distanzen erscheinen verzerrt. Wer schon einmal aus dem Helikopter oder von einem Berggipfel hinuntergeschaut hat, weiß das. Wer aus der Helikopterperspektive blickt, muss aufpassen, nicht von oben herab auf die Dinge zu schauen. Etwas bescheidener erscheint eine andere Phrase: einen Schritt zurücktreten.

Aber wenn wir schon von abgehobenen Dingen sprechen: Viel ist von den Helikoptereltern, die wie ein Gottseibeiuns über ihren Kindern rotieren, alle Probleme und Schwierigkeiten vorhersehen und vorauseilend ausräumen, die Rede. Die Kinder sind schnell daran gewöhnt, und in den Unternehmen – so hat es Dieter Rappold, Chef der Agentur Vi Knallgrau, kürzlich formuliert – geht die Sorge um, dass sie nach den Helikoptereltern auch Helikopterunternehmen verlangen. Auch diese Forderung scheint ganz schön abgehoben.

In den Sprechblasen spürt Michael Köttritsch, Leiter der Ressorts "Management & Karriere" und "Arbeitswelten" in der "Presse", wöchentlich Worthülsen und Phrasen des Managersprechs auf und nach.

Hier finden Sie die gesammelten Kolumnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2015)

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