Ägyptens Militärjunta lässt wählen

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Urnengang zieht sich bis Dezember - und dürfte die Armee stärken. Die Opposition ist schwach und zersplittert.

Kairo. Erstmals seit dem Sturz des damaligen islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi lässt die Militärjunta in Ägypten Parlamentswahlen abhalten: Am Sonntag hat der Urnengang begonnen, der sich bis Anfang Dezember hinzieht.

Bereits jetzt ist der Ausgang so gut wie sicher: Erwartet wird, dass das neue Parlament von den Anhängern von Staatschef Abdel Fattah al-Sisi dominiert sein wird. Die Opposition ist schwach und zersplittert. Seitdem die islamistische Muslimbruderschaft vor zwei Jahren verboten wurde, gibt es keine Gruppierung mehr, die al-Sisi ernsthaft die Stirn bieten kann. Aus dem islamistischen Lager ist allein die salafistische Al-Nur-Partei zur Wahl zugelassen. Sie hat sich eindeutig auf die Seite al-Sisis gestellt und die Entmachtung Mursis für gerechtfertigt erklärt.

Fast die Hälfte der Kandidaten auf der Liste des wichtigsten Parteienbündnisses „Für die Liebe Ägyptens“ gehörten früher der (inzwischen verbotenen) Partei von Ex-Diktator Hosni Mubarak an. Die Bewegung der laizistischen Jugend und die Linke, die 2011 wesentlich zum Sturz Mubaraks beitrugen und zu Hoffnungsträgern des Arabischen Frühlings wurden, sind geschwächt und werden den Wahlgang teilweise boykottieren. Sie stellen etwa hundert Kandidaten. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2015)

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