Faymann zum Nationalfeiertag: Flüchtlingskrise "Nagelprobe" für Europa

NATIONALFEIERTAG 2015
NATIONALFEIERTAG 2015APA/HANS PUNZ
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Bei der Angelobung von 1360 Rekruten am Heldenplatz fordert Bundeskanzler Faymann Solidarität in Europa.

Die Angelobung von rund 1360 Rekruten am Nationalfeiertag am Heldenplatz ist am Montag erwartungsgemäß im Zeichen der aktuellen Flüchtlingskrise gestanden. Der Umgang mit dieser Flüchtlingsbewegung "ist für Europa zur Nagelprobe geworden", ob die europäische Solidarität nur "eine leere Formel" sei oder nicht, betonte Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) in seiner Rede.

Gerade auch hinsichtlich der aktuellen Kriegs- und Krisenereignisse solle man sich öfter darauf besinnen, dass Frieden schaffen und dauerhaften Frieden sichern nur am Verhandlungstisch möglich sei, erklärte Faymann. Nach einer internationalen Wirtschaftskrise "hat uns die Flüchtlingskrise in Europa voll erfasst". Die Ursachen lägen in wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten und im Versagen, Konflikte weltweit friedlich zu lösen, meinte der Kanzler.

"300.000 Menschen durchgereist"

Auch Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) würdigte die EU als "Friedensprojekt von historischer Bedeutung". Die EU "ist aber kein Selbstläufer", sondern werde von der Solidarität aller Mitgliedsstaaten getragen, mahnte er. Kein EU-Staat könne im nationalen Alleingang Konflikte und deren Auswirkungen in dieser Dimension bewältigen, warb Klug einmal mehr für eine gemeinsame europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik.

1450 Soldaten im Einsatz

Aus den Krisenregionen flüchteten seit Monaten abertausende Menschen, um Zuflucht in Europa und auch in Österreich zu finden. Das Bundesheer leiste seinen Beitrag, um diese Flüchtlingskrise zu bewältigen – mit Unterkünften, Verpflegung oder Transport. Im sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz stünden mittlerweile rund 1450 Soldaten und er habe sich selbst ein Bild davon gemacht, wie "professionell und umsichtig" sie ihre Aufträge "zur Zufriedenheit aller" erfüllten, meinte Klug abermals entgegen jeder Kritik. "Auf unser Bundesheer ist Verlass." Man habe auch noch Kapazitäten, um aufzustocken, wenn das Innenministerium grünes Licht gebe.

Bundespräsident Heinz Fischer, der ein letztes Mal als Oberbefehlshaber mit den Schuhspitzen zu den dargebotenen Märschen im Takt wippte, erinnerte in seinem Beitrag an den Geburtstag des Verfassungsgesetzes über die österreichische Neutralität, die sich über sechs Jahrzehnte hinweg "eindrucksvoll bewährt" habe.

Bundesheer "Stütze"

Das Staatsoberhaupt ging aber ebenfalls kurz auf die aktuelle Situation ein: In diesen Tagen sei das Bundesheer "eine Stütze für eine Politik, die schwierig ist, die aber von einem demokratischen, humangesinnten Staat geleistet werden muss", betonte Fischer. Man könne sich auf das österreichische Bundesheer verlassen.

Nach den Spitzen der Republik sprachen wie jedes Jahr auch Religionsvertreter am Heldenplatz, wobei heuer erstmals auch ein Imam ein paar Worte an die Rekruten richtete. Gut ein Dutzend rechtsextreme "Identitäre" hielten währenddessen "Imam geh ham"- und "Nicht mit uns"-Zettel hoch. Andere Besucher des Festakts versuchten teilweise, den Rechtsextremen die Zettel zu entreißen. Auch Minister Klug zeigte für solche Aktionen kein Verständnis: Er halte davon "gar nichts", betonte er. Es sei eine "gute Idee", mit dem Auftritt des Imams auch "ein Zeichen an alle Glaubensrichtungen" zu setzen, nachdem unter den Rekruten auch viele Glaubensrichtungen vertreten seien, sagte Klug vor Journalisten.

(APA)

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