Beamte kehren aus der Pension zurück

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Die Finanz holt 37 Mitarbeiter aus dem Ruhestand zurück, 100 sind es im Bundesdienst, dazu 100 Lehrer. Überschattet vom Gehaltsabschluss wurde die Aufstockung um fast 2000 Polizisten fixiert.

Wien. Erfahrung älterer Mitarbeiter: Mit diesem Wert für Unternehmen wird derzeit von Arbeitsmarktservice und Sozialministerium für die Anstellung langgedienter Beschäftigter geworben. Der Bund als Dienstgeber besinnt sich ebenfalls des Erfahrungsschatzes seiner (ehemaligen) Beamten. Speziell für Schulungen werden deswegen Bundesbedienstete im Ruhestand in diversen Ministerien reaktiviert, allein im Finanzministerium sind es inzwischen 37Mitarbeiter. Dazu kommen etwa 100 Lehrer und rund 100 Ex-Spitzenbeamte im gesamten Staatsdienst.


Schulung von Finanzbeamten: Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) hat heuer im Juni in der „Presse“ mit der Ankündigung aufhorchen lassen, Beamte aus der Pension zurückzuholen. Die breite Masse betrifft das nicht. Aber fest steht, dass 37 Finanzbeamte weiter tätig sein werden. Zwölf davon kehren aus der Pension zurück, 25 weitere werden sich mit Jänner 2016 nicht in die Pension verabschieden, sondern weiter zur Verfügung stehen. Eine Hauptaufgabe sind Lehrgänge für jüngere Beamte, weil etwa durch die Steuerreform und den verschärften Kampf gegen Steuerbetrug viel Arbeit wartet. Allerdings wird diese Arbeit in der Pension im Regelfall nicht in einem Vollzeitdienstverhältnis, sondern mittels (Werk-)Vertrags erfolgen.


• 100Bundeslehrer wieder aktiv: Das Bildungsministerium mit Ressortchefin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) meldete der „Presse“, dass rund 100 Bundeslehrer, die an mittleren und höheren Schulen tätig sind, wieder im Dienst stehen. Zu den Pflichtschullehrern liegen zentral keine Daten vor.


100 Spitzenkräfte in Ministerien: Das für das Personal zuständige Kanzleramt wurde wegen der Reaktivierung von Beamten schon vor dem Finanzressort im vergangenen Jahr aktiv. Nach Angaben des Büros von Kanzleramtsstaatssekretärin Sonja Steßl (SPÖ) sind rund 100 „Pensionisten“ für den Staat tätig, als Gutachter wie bei Schulungen. Da in den kommenden zehn Jahren ein Drittel der 130.000 Bediensteten (Beamten und Vertragsbediensteten) in Pension gehen wird, soll von früheren Führungskräften Wissen weitergegeben werden. Auf diese kann in einem Pool zurückgegriffen werden. Das betrifft diverse Ministerien: Der Bogen wird von Ex-Sektionschef Emmerich Bachmayer über den ehemaligen Vorarlberger Sicherheitsdirektor Elmar Marent bis zur früheren Botschafterin Judith Gebetsroither gespannt.


1975 zusätzliche Polizisten und Asylbeamte: Im durch die Flüchtlingskrise belasteten Innenministerium werden jetzt aber auch fast 2000 junge Mitarbeiter neu eingestellt. Exakt sind es 1700 bei der Polizei (700 pensionierte Exekutivbeamte werden nachbesetzt, 500 erst für 2017 und 2018 geplante Neuaufnahmen werden vorgezogen). Dazu kommen 275 beim Bundesasylamt. Diese Personalaufstockung erfolgt neben der vor Kurzem im Ministerrat von SPÖ und ÖVP paktierten Zusage, dass bis 2019 bei Bedarf wegen des Flüchtlingsansturms nochmals bis zu 2000 Polizisten aufgenommen werden können.


Freiwillige Wechsel: Vom Verteidigungsministerium, von Post und Telekom sind bisher schon deutlich mehr als 650 Beamte zu Exekutive, Finanz und in Schulen gewechselt. Derartige Übersiedlungen zur Polizei sind neben den Neuaufnahmen weiter möglich.


1,3Prozent mehr Gehalt: Fix ist seit Mittwochabend die Gehaltserhöhung für Beamte und Vertragsbedienstete ab 1. Jänner2016 um 1,3 Prozent. Kosten für den Bund: rund 150MillionenEuro (siehe auch Grafik). Oberösterreich übernimmt die Erhöhung um 1,3 Prozent für Landes- und Gemeindebedienstete.

AUF EINEN BLICK

Beamtenpool. Das Bundeskanzleramt hat für den weiteren Einsatz ehemaliger Bediensteter (Senior Public Experts) zur Koordination zwischen den einzelnen Ministerien ein Büro eingerichtet (www.seniorexperts.bka.gv.at). Rund 100 ehemalige Spitzenbeamte sind inzwischen im Rahmen dieses Pools in der Pension weiter tätig. Dazu kommen laut Bildungsministerium rund 100 Lehrer an mittleren und höheren Schulen (Bundeslehrer). Das Finanzministerium setzt nun 37 Beamte im Ruhestand vor allem für Lehrgänge weiter ein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2015)

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