Studie: Jeder Zweite überlegt Abbruch der Lehre

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Symbolbild: LehrlingeDie Presse
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Zwei von fünf Lehrlingen klagen über fehlende Rückmeldungen ihrer Ausbildner. Trotz Verbots muss rund ein Drittel Überstunden machen, zeigt ein neuer "Lehrlingsmonitor".

International genießt Österreichs duale Lehrlingsausbildung in Betrieben und Berufsschule hohes Ansehen. Für die Gewerkschafts- und Arbeiterkammerspitze mit den Präsidenten Erich Foglar und Rudolf Kaske ist dennoch keineswegs alles eitel Wonne, wie sie am Montag gestützt auf eine Studie des Österreichischen Instituts für Berufsbildungsforschung (ÖIBF) beklagten. Der Hauptkritikpunkt der für den österreichischen "Lehrlingsmonitor" gesammelten Befragungsergebnisse von 6500 Lehrlingen im letzten Lehrjahr: die Ausbildung lässt zu wünschen übrig, Unter-18-Jährige werden sogar für an sich verbotene Überstunden herangezogen. Die Folge: jeder Zweite hat den Abbruch der Lehre erwogen.

Die Konsequenzen, die nach Ansicht von ÖGB und Arbeiterkammer gezogen werden müssten: es solle per Gesetz ein Qualitätsmanagement für die Berufsausbildung eingeführt werden; Förderungen müssten nach Qualitätskriterien statt mit der "Gießkanne" an Betriebe gezahlt werden inklusive Prämien für hervorragende Ausbildner; verbotene Überstunden müssten härter bestraft werden und Unternehmen, die keine Lehrlinge ausbilden, müssten in einen Ausbildungsfonds ("Fachkräftemilliarde") einzahlen.

Die ÖIBF-Untersuchung hat unter anderem folgende Ergebnisse erbracht. Zwei von fünf Lehrlingen im letzten Lehrjahr bemängelten, sie würden verantwortliche Ausbildner nie oder nur selten im Betrieb sehen und kaum oder gar keine adäquate Rückmeldung erhalten. Immerhin 36 Prozent der Lehrlinge unter 18 Jahren, also ein gutes Drittel, muss Überstunden machen, die eigentlich verboten sind. 

Als problematisch wird außerdem erachtet, dass viele Lehrlinge offenkundig nicht ihren Wunschberuf erlernen können. Für 31 Prozent der 6500 Befragten war ihr jetziger Lehrberuf nur eine alternative Notlösung, weil sie nichts anderes gefunden haben oder sie nicht wussten, was sie machen sollten.

Laut Untersuchung hat das Fehlen von Qualitätskriterien bei der Ausbildung negative Folgen, weil die Lehrabschlussprüfung dann das einzige Messinstrument für das Ausbildungsniveau ist. Nicht einmal die Hälfte der Lehrlinge (46 Prozent) wird bei der Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung von ihrem Lehrbetrieb unterstützt. Die Erhebung für den Lehrlingsmonitor erfolgte von November 2014 bis April 2015 in allen Bundesländern und Branchen mittels Online-Fragebogen durch das ÖIBF.

(ett)

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