Laut OECD stieg das Pensionsantrittsalter in Österreich in den vergangenen Jahren zwar an. Dieser Anstieg wurde jedoch von der höheren Lebenserwartung wieder kompensiert. Die Ausgaben für den Staat erhöhen sich daher.
Wien. „Die Reformen im Pensionssystem wirken.“ Das hat Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ)jüngst angesichts eines Gutachtens der Pensionskommission gemeint, die zu dem Schluss gekommen ist, dass es zwar auch künftig steigende Zuschüsse aus dem allgemeinen Budget für das Pensionssystem brauche (Steigerung von drei auf 3,35 Prozent des BIP per 2020), diese im Vergleich zur bisherigen Prognose jedoch geringer ausfallen werden.
Zum Teil wird diese These Hundstorfers von der am Dienstag präsentierten OECD-Studie „Pensions at a Glance“ gestützt. So zeigt sich im Vergleich zu früheren Untersuchungen, dass sich beim wichtigsten Stellrad der Pensionskosten, dem Antrittsalter, etwas zum Positiven entwickelt hat. Sind die Österreicher noch vor wenigen Jahren am zweitfrühesten von allen Industrieländern in den Ruhestand gegangen, so liegt die Republik bei diesem Wert inzwischen im hinteren Mittelfeld. Mit 62,2 Jahren bewegen sich Männer bereits in großen Schritten in Richtung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters. Frauen liegen bereits über den noch für sie geltenden 60 Jahren (siehe Grafik). In neun anderen Ländern verlassen die Einwohner bereits früher ihren Arbeitsplatz endgültig.
Gute Pension für lange Zeit
Allerdings wird dieser positive Effekt unter dem Strich wieder vollständig aufgefressen. Denn die Österreicher werden, was grundsätzlich ja eine sehr erfreuliche Nachricht ist, auch immer älter. Und somit bleibt die Zeit, die man hierzulande den Ruhestand genießen kann, weiterhin eine der längsten von allen OECD-Ländern. Nur in Frankreich und Belgien können die Menschen noch länger den Lebensabend frei von Erwerbsarbeit genießen.
Zudem knausert die Republik auch nicht bei den Pensionszahlungen. So liegt die Nettoersatzrate bei einem Durchschnittsverdiener in Österreich bei 91,6 Prozent. Nur die Türkei und die Niederlande sind noch spendabler als Österreich, der OECD-Schnitt liegt mit 63 Prozent deutlich unter dem heimischen Wert.
Dies macht sich dann auch in den Kosten für die gesamte Volkswirtschaft bemerkbar. Schon heute gibt Österreich für seine Pensionisten in Summe bereits jeden siebenten Euro aus, der hierzulande erwirtschaftet wird (13,9 Prozent des BIP). Nur in Frankreich (14,9 Prozent), Italien (15,7) und Griechenland (16,2) bindet die Finanzierung der Ruhestände einen noch größeren Teil der Wirtschaftsleistung.
Doch während in diesen drei Ländern für die Zukunft ein Rückgang der Ausgaben prognostiziert wird, sollen sie hierzulande bis 2045 auf 14,7 Prozent weiter ansteigen. Dies würde dazu führen, dass Österreich zu Mitte des Jahrhunderts erstmals am meisten für Pensionen ausgeben würde – gäbe es nicht noch Slowenien. Denn unser südlicher Nachbar hat eine noch stärkere Steigerungsrate bei den Pensionsausgaben. (jaz)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2015)