Asyl: Kurz kritisiert getrennte AMS-Kurse für Araber

 ÖVP-Integrationsminister Sebastian Kurz
ÖVP-Integrationsminister Sebastian Kurz APA/HANS KLAUS TECHT
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Es sei absurd, nach Geschlechtern zu trennen, kritisiert der Integrationsminister. Hier sei "kein Platz für falsch verstandene Toleranz". Sozialminister Hundstorfer hält eine Trennung für zulässig.

Der Umgang mit Flüchtlingen sorgt für neue koalitionäre Auseinandersetzungen: ÖVP-Integrationsminister Sebastian Kurz kritisierte am Donnerstag, dass das AMS Wien Kompetenzchecks für Araber nach Frauen und Männern getrennt abhält. Die Achtung der Grundwerte müsse von Anfang an verlangt und der Nichtbesuch von Kursen sanktioniert werden, hielt er fest. SPÖ-Sozialminister Rudolf Hundstorfer ist anderer Meinung, er hält das AMS-Vorgehen für zulässig.

Prinzipiell seien die Kompetenzchecks "zutiefst sinnvoll und positiv", schickte Kurz voraus. Aber es sei "wirklich absurd", wenn die Kurse für Araber nach Geschlechtern getrennt, für Russen und andere aber gemeinsam durchgeführt werden. Da gehe es um die Grundwerte und deren Vermittlung "von Anfang an". Kurz sieht hier "keinen Platz für falsch verstandene Toleranz". Wollen Araber gemischte Kurse nicht besuchen, dürfe man die Grundwerte nicht aufgeben, sondern müsse auf deren Einhaltung pochen - indem man die Mindestsicherung kürzt, weil die beim AMS gegebene Mitwirkungspflicht verletzt wurde.

Konkret geht es um den Kompetenzcheck im Arbeitsmarktservice Wien, der - vorerst bis Weihachten - im Pilotversuch getestet wird. Dabei werden die mitgebrachten Qualifikationen Asylberechtigter erhoben. Die Kurse werden in den Muttersprachen gehalten - jene in Russisch oder Französisch gemeinsam, jene in Arabisch und Farsi (das im Iran und Afghanistan gesprochen wird) aber nach Frauen und Männern getrennt. Das AMS Wien will damit die Schwelle für Schutzberechtigte aus dem arabischen Raum niedriger machen, viele Asylberechtigte von dort würden sonst nicht an den Kursen teilnehmen, berichtete das ORF-"Mittagsjournal" am Mittwoch.

AMS Wien verteidigt getrennte Kurse

Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) hält es zu Beginn der Eingliederungsprozesses für zulässig, den arabischen Flüchtlingen "einen kleinen Schritt entgegen" zu kommen - wobei aber "umgekehrt vollkommen klar ist, dass vermittelt wird, bei uns ist das Leben anders". Alle anderen Maßnahmen seien dann ohnehin gemischt-geschlechtlich.

Auch die Chefin des AMS Wien, Petra Draxl, verteidigt nach Geschlechtern getrennte Kurse beim "Kompetenzcheck". Dies sei im Sinne der Frauen, deren spezifischen Bedürfnissen man so am besten gerecht werden könne, sagte sie im Ö1-"Morgenjournal". Dass die Weigerung von Teilnehmern, in eine gemischte Gruppe zu kommen, der Hintergrund sei, bestritt sie: "Das ist Unsinn."

Es gebe auch viele funktionierende gemischte Kurse, etwa im Computerbereich. "Wir kennen keine einzige Beschwerde, dass eine Frau, die jetzt aus Syrien kommt, sagt, sie geht in keine gemischte Gruppe."

Im Kompetenzcheck aber gehe es vor allem um die vorhandene Qualifikation, und hier hätten Frauen eben andere "berufliche Erfahrungen": "Sie arbeiten nicht gut in einer Gruppe gemeinsam, wo der Mechaniker und der Elektroniker mit der Lehrerin und der Krankenschwester ist." Überdies würden auch Männergruppen von Frauen unterrichtet, betonte die AMS-Chefin.

>>> Draxl im Ö1-"Morgenjournal"

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(APA)

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