Lohnsteuer: Nur 358 Einkommensmillionäre zahlen mehr

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Neun der zehn Bezirke mit den höchsten Durchschnittseinkommen sind in Wien. Zu den "Flop 10" zählen Zwettl, Favoriten und Waidhofen an der Thaya.

Die Steuerreform wird die meisten Lohn- und Einkommensteuerzahler entlasten - und zwar um bis zu 2400 Euro pro Jahr. Das hat die Statistik Austria für die aktuelle Lohnsteuerstatistik 2014 errechnet. Die Abschaffung der "Kalten Progression" würde aber rasch Milliarden kosten, warnte Generaldirektor Konrad Pesendorfer am Freitag. Außerdem zeigen die Daten, wo die höchsten Löhne gezahlt werden.

Die Spitzeneinkommen konzentrieren sich in Wien und Umgebung: Betrachtet man nur ganzjährig vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer, dann liegen neun der zehn Bezirke mit den höchsten Durchschnittseinkommen in Wien - allen voran die Innenstadt (54.659 Euro netto) sowie Hietzing (41.710) und Döbling (41.232). Am unteren Ende der Skala liegt der Wiener Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus (26.936 Euro), an vorletzter Stelle der Bezirk Südoststeiermark (27.069 Euro) knapp nach Hartberg-Fürstenfeld (27.496 Euro) und Osttirol (Bezirk Lienz) mit 27.552 Euro durchschnittlichem Jahresnetto. Ebenfalls unter den "Flop 10": Zwettl, Favoriten und Waidhofen an der Thaya.

Profiteure der Steuerreform

Entlastung durch Steuerreform
Entlastung durch SteuerreformAPA

Durch die Steuerreform werden die Nettoeinkommen querbeet steigen - und zwar sowohl im niedrigen als auch im oberen Bereich. Im untersten Bereich profitieren bis zu 2,5 Millionen Menschen von der höheren Negativsteuer (mit durchschnittlich 67 Euro pro Kopf und Jahr), darüber steigt die Entlastung auf bis zu 2449 Euro jährlich an. Mehr zahlen müssen nur 358 Einkommensmillionäre - und zwar 38.369 Euro jährlich. Letzteres wegen des befristet auf 55 Prozent angehobenen Spitzensteuersatzes ab einer Million Euro Steuer-Bemessungsgrundlage (Einkommen minus Sozialversicherung und Sonderzahlungen).

Zu beachten ist: Basis der Berechnungen ist das Jahr 2013, aktuellere Daten zur Einkommensteuer liegen nicht vor. Die tatsächliche durchschnittliche Entlastung 2016 wird also inflationsbedingt etwas höher liegen.

"Für den Finanzminister geht das nach hinten los"

Die Berechnungen der Statistik Austria zeigen auch, wie teuer die von Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) und Gewerkschaften geforderte Abschaffung der Kalten Progression kommen könnte. Wäre die Inflationsanpassung der Steuertarife schon mit der letzten Steuerreform 2009 beschlossen worden, dann hätte das bereits im Jahr darauf 403 Millionen Euro gekostet, bis 2013 wären die jährlichen Kosten auf über 2,29 Milliarden Euro gestiegen. "Das ist, was ein Finanzminister wissen muss, wenn er über die Abschaffung der Kalten Progression spricht: dass er in vier Jahren 2,2 Milliarden Euro woanders aufbringen muss", gab Pesendorfer zu bedenken: "Für den Finanzminister geht das auf jeden Fall nach hinten los."

Der ÖGB fordert angesichts der Lohnsteuerzahlen Maßnahmen zur Abfederung der "Kalten Progression". "Bis 2017 muss diese Reform stehen", forderte ÖGB-Präsident Erich Foglar am Freitag. Finanzminister Schelling hat ein Modell dazu bereits angekündigt und will es nach dem Jahreswechsel mit der SPÖ diskutieren.

(APA)

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