Mensdorff-Prozess: Gutachter sieht "amateurhaftes" Vorgehen

Alfons Mensdorff-Pouilly
Alfons Mensdorff-Pouilly (c) APA
  • Drucken

Im Prozess gegen den Lobbyisten Mensdorff-Pouilly und Ex-Telekom-Manager Fischer haben die Schlussplädoyers begonnen.

Nach über drei Stunden diverser Protokollkorrekturen ist am Montagnachmittag der Blaulichtfunkprozess gegen den Ex-Telekom-Manager Rudolf Fischer und den Lobbyisten und Jagdveranstalter Alfons Mensdorff-Pouilly mit den Ausführungen des Gerichtssachverständigen Georg H. Jeitler fortgesetzt worden.

Das Vorgehen von Mensdorff sei "amateurhaft" gewesen, erklärte dieser. Es habe keine "übliche Vorgehensweise" gegeben, die Dokumentation der Leistungen fehle. "Für ein spezifisch geplantes und durchgeführtes Kommunikationsprojekt liegen allseits keine Anhaltspunkte vor", so Jeitler. Die Kontaktkette sei nicht ganz nachvollziehbar gewesen.

Kein Lobbyist "im fachlichen Sinn"

Schon zuvor hatte Jeitler angemerkt, dass die Telekom ohnehin über genügend Kommunikations-Fachkräfte verfügt habe um ihre Interessen zu vertreten. Mensdorff selbst sein kein Lobbyist im "fachlichen Sinn" gewesen, sein Vorgehen sei "unorthodox" gewesen. Es sei aber eine ausgezeichnete Vernetzung bei Mensdorff vorgelegen. Mensdorff selbst hatte zu Prozessbeginn seinen Beruf als "Landwirt" angegeben.

Das Honorar für das Lobbying der Telekom in Richtung des Geschäftspartners Motorola liegt laut Sachverständigem bei maximal 100.000 Euro - bekommen haben soll Mensdorff aber 1,1 Mio. Euro - wobei Mensdorff seine Lobbyingtätigkeit breiter gestreut sieht.

Die Verteidigung scheiterte mit mehreren Anträgen zu weiteren Gutachten. Im Anschluss begannen die Schlussplädoyers.

Die Causa im Detail: Mensdorff-Pouilly und Fischer wird Untreue vorgeworfen. Hintergrund sind Millionenzahlungen der teilstaatlichen Telekom Austria an Mensdorff-Pouilly, die dieser im Laufe des Prozesses mit Beratungstätigkeiten im Vergabeprozess rechtfertigte - wobei er selbst gleichzeitig auch noch für den Konsortiumspartner Motorola tätig war, was einige Involvierte erst im Zuge des Gerichtsverfahrens erfuhren. Beworben hatte sich für den Blaulichtfunk unter anderem ein Konsortium aus Alcatel und Motorola, die Telekom war der Technologielieferant.

Beide Angeklagten weisen die Vorwürfe zurück. Bei einer Verurteilung drohen bis zu fünf Jahre Haft.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Lobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly
Politik

Drei Jahre Haft: Mensdorff beruft gegen Tetron-Urteil

Der Lobbyist wurde wegen Beteiligung an der Untreue nicht rechtskräftig verurteilt. Ex-Telekom-Vorstand Fischer äußerte sich noch nicht.
Peter Pilz
Politik

Pilz: Mensdorff-Urteil beendet "Kaste der Unberührbaren"

Das nicht rechtskräftige Urteil gegen den "Truthahnzüchter" sei der Auftakt für weitere Verfahren im ÖVP-Umfeld, meint der Grünen-Politiker.
Innenpolitik

Finale Gerichtsschlacht um Mensdorff-Pouilly

Blaulicht-Causa. Ist das Engagement des ÖVP-nahen Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly als Untreue-Handlung zulasten der Telekom Austria (TA) zu werten? Oder war „Graf Ali“ nur ein harmloser Coach für Ex-TA-Vorstand Rudolf Fischer?
BLAULICHTFUNK-PROZESS AM STRAFLANDESGERICHT IN WIEN: MENSDORFF-POUILLY
Politik

Drei Jahre Haft für Lobbyist Mensdorff-Pouilly

Der ÖVP-nahe Lobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly wurde wegen Untreue zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Der frühere Telekom Austria-Vorstand Rudolf Fischer bekam ein Jahr Haft.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.