Politologe Filzmaier: "Griss nützt freie Medienbühne"

Der Leopoldinische Trakt der Hofburg, in dem sich die Kanzlei des Bundespräsidenten befindet.
Der Leopoldinische Trakt der Hofburg, in dem sich die Kanzlei des Bundespräsidenten befindet. APA/ROLAND SCHLAGER
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Das Potenzial der Juristin im Rennen um die Hofburg liege in ihrer Unabhängigkeit. Frauen würden nicht automatisch Frauen wählen.

Politologe Peter Filzmaier bewertet das Antreten der früheren Präsidentin des Obersten Gerichtshofes Irmgard Griss am Freitag im Ö1-„Morgenjournal“. Und nennt ihren „Frühstart“ - die Juristin ist die Erste, die fix ins Rennen geht - optionslos. „Sie hatte keine Alternative.“ Zwar stehe sie damit „frühzeitig im Wind“ und möglicherweise auch in der Kritik, doch: „Die Medienbühne ist jetzt noch frei und die nützt sie.“

Die 69-Jährie setze darauf, eine parteiunabhängige Kandidatin zu sein „und bei der letzten Nationalratswahl war es so, dass zwei Drittel der Wähler – egal für welche Partei sie waren -, gesagt haben, Parteien würden sich sowieso nicht um die Anliegen der Bevölkerung kümmern“. Das sei das Potenzial für Griss, die Donnerstagnachmittag via YouTube-Video ihre Kandidatur verkündete; am heutigen Freitag soll die offizielle Bekanntgabe im Rahmen einer Pressekonferenz folgen. Allerdings: „Ob diese Gruppe in ausreichend großer Zahl aber tatsächlich sie wählt, muss die Praxis erst beweisen.“

Ob der Faktor Frau der Juristin zugute kommen könnte? „Es ist nicht so einfach, dass Frauen automatisch Frauen wählen“, sagte Filzmaier - „das wäre die Mehrheit der Wählerschaft“. Bei Griss sei aber interessant, dass sie eher eine bürgerliche Kandidatin sei, „die auch ihre christlichen Wurzeln betont und der christ-demokratischen ÖVP näher stünde“, die Mehrheit der Frauen aber mehr Parteien links der Mitte (SPÖ, Grüne) wählt. Diese Wählerinnern müsse sie für sich zu gewinnen versuchen.

„Prognosen sind Schall und Rauch“

Angesprochen darauf, dass die Namen Rudolf Hundstorfer (SPÖ), Erwin Pröll (ÖVP) und Alexander van der Bellen (Grüne) im Hinblick auf mögliche weitere Kandidaten im Rennen um die Hofburg genannt werden, gab sich Filzmaier vage: „Prognosen sind Schall und Rauch so lange wir das Kandidatenfeld nicht vollständig kennen.“

>>> Filzmaier im Ö1-„Morgenjournal“

(Red.)

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