Rechnungshof: "Partei-Manager" verdienen besser

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74 Manager in staatsnahen Betrieben verdienen mehr als Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ). Einer WU-Studie zufolge hat die politische Vernetzung Einfluss auf die Bezahlung.

Wien. Der Rechnungshof hat am Dienstag einen brisanten Einkommensbericht veröffentlicht. Untersucht wurden die Gagen von Vorständen und Geschäftsführern in staatsnahen Firmen. Demnach haben im Vorjahr 74 Manager mehr verdient als Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), der 295.393 Euro brutto erhielt. Allein der ÖBB-Konzern beschäftigte 18 Führungskräfte, die den Kanzler übertreffen. Beim Verbund waren es zwölf Manager. Am höchsten waren die Gagen bei der Post. Hier konnten sich die Vorstände über ein Durchschnittseinkommen von 1,614 Mio. Euro freuen (siehe Grafik). Auf Platz zwei folgte der Verbund-Konzern. Die dortigen Vorstände verdienten durchschnittlich etwas mehr als eine Million Euro.

Deutliche Unterschiede

Der 560 Seiten umfassende Bericht zeigt, dass es in einigen Bereichen deutliche Unterschiede gibt. An der Medizinischen Universität in Graz etwa erhielt ein Rektoratsmitglied einen durchschnittlichen Jahresbezug von 105.600 Euro. An der Technischen Universität Graz waren es dagegen 248.300, auch an der Medizinischen Universität Wien gab es 239.800 Euro.

Im Forschungsbereich bezogen die beiden Chefs des Austrian Institute of Technology (AIT) durchschnittlich 311.000 Euro. Sie wurden vom Rechnungshof hervorgehoben, weil sie mehr als Kanzler Faymann verdienten. Hohe Gehälter gab es teilweise auch im Kulturbereich.

Am Dienstag wurde über die Austria Presse Agentur auch eine Studie der WU Wien bekannt. Die Autoren nahmen 724 Vorstände und Aufsichtsräte in Staatsunternehmen hinsichtlich ihrer politischen Vernetzung unter die Lupe. Demnach standen 22,5 Prozent der ÖVP nahe, 20 Prozent der SPÖ und vier Prozent anderen Parteien. Die Untersuchung zeigt, dass die Vorstände in Unternehmen mit politisch gut vernetzten Managern und Aufsichtsräten besser verdienen.

Für die Einkommenshöhe sei die politische Vernetzung deutlich wichtiger gewesen als andere Faktoren wie etwa die Größe der Firma (gemessen an der Mitarbeiterzahl) oder die Branche. Wo Beamte im Aufsichtsrat saßen, seien die Einkommen des Managements tendenziell niedriger gewesen.

„Ich kenne diese Studie nicht. Es ist aber in Österreich ein offenes Geheimnis, dass in Staatsunternehmen die Posten teilweise an Personen, die einer politischen Partei nahestehen, vergeben werden“, sagt der frühere Rechnungshofpräsident Franz Fiedler, der lange auch für Transparency International arbeitete, zur „Presse“. Sollten politisch vernetzte Vorstände tatsächlich auch besser verdienen, sei das aber „geschmacklos“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2015)

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