Hofburg-Wahl: Pröll tritt nicht an

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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ÖVP-Chef Mitterlehner gab überraschend bekannt, dass sich Niederösterreichs Landeshauptmann gegen eine Kandidatur entschieden hat.

Paukenschlag im Rennen um die Hofburg: Entgegen aller Erwartungen tritt Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) nicht bei der Bundespräsidentschaftswahl an. Das gab ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehner am Abend in der "ZIB2" bekannt.

Er würde Pröll zwar für einen "sehr guten Kandidaten" halten, und er habe ihn auch - bereits vor längerer Zeit - gefragt. Pröll habe ihm aber einige Tage vor Weihnachten seine ablehnende Entscheidung mitgeteilt: "Ich respektiere diese Entscheidung - mit Bedauern." 

Das Amt des Bundespräsidenten entspreche nicht Prölls "Lebensplanung", er sei als Landeshauptmann von Niederösterreich gewählt, und seine Amtsperiode sei noch nicht vorbei: "Soweit er mir das gesagt hat, ist ihm Niederösterreich natürlich ein großes Anliegen." 

Am 10. Jänner soll Kandidat feststehen

Bisher deutete alles auf eine Kandidatur Prölls hin. In ÖVP-Kreisen wurden Erwin Pröll in den vergangenen Tagen Rosen gestreut. Niederösterreichs ÖVP-Landtagsklubobmann Klaus Schneeberger sagte: „Er wäre ein sehr guter Bundespräsident.“ In St. Pölten erklärte der langjähriger Sprecher des ÖVP-Landeschefs, Peter Kirchweger, Pröll würde im Fall einer Kandidatur für das Bundespräsidentenamt nicht als Landeshauptmann im Amt bleiben: „Der Wähler muss wissen, wie er dran ist.“ Freilich wollte er das nicht als Präjudiz für eine Kandidatur Prölls verstanden wissen.

Auch ÖVP-Parteichef Reinhold Mitterlehner hatte bisher geschwiegen. Noch am Donnerstagvormittag war er mit Pröll zusammengetroffen. Nach dem Vieraugengespräch erklärte Mitterlehner im ORF Niederösterreich zu Prölls Präsidentschaftskandidatur: „Ich kenne die Entscheidung, und Sie brauchen nur ein wenig Geduld haben, dann wird das auch entsprechend kommuniziert werden.“ In der "ZIB2" war es dann so weit. 

Weiter warten heißt es aber auf einen Ersatzkandidaten. Wer nun ÖVP-Kandidat wird, wollte Mitterlehner nicht verraten: "Ich konnte in aller Ruhe den besten Kandidaten, der zur Verfügung steht, suchen und auch finden." Namen wollte er im TV-Interview keinen nennen. Er werde „den besten Kandidaten oder die beste Kandidatin“ vorschlagen, sagte der Parteichef. Am Sonntag, den 10. Jänner, werde die Entscheidung feststehen.

Als Grund, warum Prölls Entscheidung nicht früher öffentlich kommuniziert wurde, heißt es, dass der niederösterreichische Landeshauptmann ÖVP-Bundesparteiobmann Mitterlehner Zeit geben wollte, sich nach einem Alternativkandidaten umzusehen. In den vergangenen Wochen waren außer dem Namen des Favoriten Erwin Pröll einige Namen kursiert. Dazu zählte jener eines anderen Niederösterreichers, des EU-Abgeordneten Othmar Karas, sowie jener von Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl. Schon früher war auch der Name des ehemaligen Wissenschaftsministers Karlheinz Töchterle von der Tiroler ÖVP als möglicher Hofburg-Kandidat ins Gespräch gebracht worden. Mitterlehner wollte dazu im Interview jedenfalls nichts sagen.

SPÖ setzt auf Hundstorfer

Unterdessen laufen in der SPÖ die parteiinternen Vorbereitungen: Es wird erwartet, dass Sozialminister Rudolf Hundstorfer am Freitag kommender Woche, das ist der 15. Jänner, vom SPÖ-Bundesparteivorstand ins Rennen um das Bundespräsidentenamt geschickt wird. Er soll von seinen bisherigen politischen Ämtern freigespielt werden und den Fokus damit ganz auf den Hofburgwahlkampf richten können. 

In der SPÖ gilt nicht nur das Antreten des Sozialministers und Ex-Gewerkschaftspräsidenten als Präsidentschaftskandidat als fix. Gleichzeitig mit dessen Nominierung durch die SPÖ sind am 15. Jänner auch bereits dessen Rückzug aus der Bundesregierung und die Entscheidung über die Ministernachfolge vorgesehen. Im Zuge der Suche ist vorerst unklar, ob Bundeskanzler SPÖ-Chef Werner Faymann Hundstorfers Abgang für eine größere Umbildung seines Regierungsteams nützt. Als möglicher Ablösekandidat gilt Verteidigungsminister Gerald Klug. Ihm könnte Burgenlands Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil folgen. 

(kron/ett/st)

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