Bundesbeamte nun später in Pension

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Im Bundesdienst stieg das durchschnittliche Antrittsalter für den Ruhestand im Vorjahr auf 61,2 Jahre. Das ist der höchste Wert in den vergangenen zwei Jahrzehnten.

Wien. Die Verschärfungen vor allem bei der Hacklerfrühpension seit Anfang 2014 zeigen im Bundesdienst Wirkung. Das durchschnittliche Pensionsantrittsalter ist im vergangenen Jahr um 0,3 Jahre von 60,9 Jahren auf nunmehr 61,2 Jahre gestiegen, der höchste Wert seit 1995. Das geht aus dem aktuellen, druckfrischen Pensionsmonitoring der Staatssekretärin im Bundeskanzleramt, Sonja Steßl (SPÖ), hervor. Die Ergebnisse liegen der „Presse“ vor. Mit 1699 Pensionierungen ist außerdem die Zahl der neuen Ruhestände im vergangenen Jahr gesunken. 2014 gab es 1889 Pensionierungen (Details siehe Grafik). Ausgeklammert blieben bei der Auswertung Beamte bei Post, Telekom und Postbus.

2013 traten sogar 4046 Bundesbedienstete die Pension an. Der Grund: Viele flüchteten damals noch vor den ab 2014 geltenden strengeren Pensionsregelungen. Die hohe Zahl von knapp 7000 Pensionierungen im Jahr 2003 war wiederum eine Folge des Umstands, dass während der schwarz-blauen Regierung besondere Angebote für den vorzeitigen Ruhestand gemacht wurden. Das haben vor allem Lehrer, aber etwa auch Heeresbedienstete, genützt.

Steßl legt die Pensionszahlen für den Bundesdienst nun zum zweiten Mal von sich aus vor – wenige Tage vor dem Pensionsgipfel der Bundesregierung am kommenden Montag. Sie hat zwar einen Entwurf für ein gesetzliches Monitoring vorgelegt, der aber nach Kritik des Finanzministerium noch immer vom Ressort von Hans Jörg Schelling (ÖVP) blockiert wird.

27 Prozent blieben bis 65

Um die Transparenz zu erhöhen und im Interesse der Steuerzahler bleibt es ihr Ziel, bald zur gesetzlichen Fixierung des Monitorings zu kommen. Ihre Schlussfolgerung: „Die Zahlen im Bericht zeigen ganz klar, dass sich der Trend der vergangenen Jahre fortsetzt und unsere Maßnahmen im Bereich der Beamtenpensionen wirken.“

Bei den Beamten gilt für Männer und Frauen ein Pensionsantrittsalter von 65 Jahren. 27 Prozent, also ein gutes Viertel der Bundesbediensteten, ging im Vorjahr mit Erreichen des regulären Pensionsalters in den Ruhestand, das ist eines der Ergebnisse des Monitorings. 2014 lag dieser Anteil bei 23,9 Prozent. 45 Prozent der Beamten des Bundes nahmen die Möglichkeit in Anspruch, vorzeitig in Pension zu gehen. Weitere 27 Prozent traten im Vorjahr aus Krankheitsgründen vorzeitig die Pension an. Besonders deutlich war der Rückgang der Pensionierungen bei Bundeslehrern an höheren Schulen und im Verwaltungsdienst.

Zum Vergleich: In der gesetzlichen Pensionsversicherung (ASVG, Bauern, Gewerbetreibende) ist das durchschnittliche Pensionsantrittsalter im Vorjahr auf 60,2 Jahre gestiegen und lag demnach um ein Jahr unter jenem der Bundesbeamten. Allerdings geht der Anstieg in der gesetzlichen Pensionsversicherung auch auf einen statistischen Trick zurück, weil Bezieher von Rehab-Geld nicht mehr eingerechnet werden. Darunter fallen die ehemaligen Invaliditätspensionisten unter 50 Jahren, die den Schnitt deutlich gedrückt haben. Nach der „Presse“ vorliegenden Daten der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) liegt der Durchschnittswert unter Einrechnung dieser Gruppe im Vorjahr nur bei 58,6 Jahren.

Experten fordern Automatik

Die Denkfabrik Agenda Austria sieht jedoch gerade bei den Beamtenpensionen in Bund und Ländern beim Pensionsgipfel am 29. Februar weiteren Reformbedarf durch eine schnellere Angleichung an das allgemeine Pensionssystem. „Kurzfristig ist sicher einmal das meiste bei den Beamten zu holen“, analysiert Experte Michael Christl. Die Umstellung mit einer Durchrechnungszeit von 40 Jahren solle bereits in den nächsten fünf Jahren erfolgen.

Um das tatsächliche Pensionsantrittsalter zu erhöhen, müssten weiters die Abschläge bei den Schwerarbeiterpensionen erhöht werden. Mit den bisherigen Abschlägen etwa bei der Korridor-Frühpension ab 62 Jahren werde das Defizit in der Pensionsversicherung noch nicht verringert.

Während die ÖVP von der vorzeitigen Anhebung des Frauenpensionsalters vor 2024 bereits abgerückt ist, hält man dies in der Agenda Austria für einen Fehler. Das Frauenpensionsalter mit 60 Jahren führe zu niedrigeren Pensionen.

Schließlich drängt die Agenda Austria nach dem Vorbild Schwedens und einer Reihe weiterer EU-Staaten auf die in der Regierung heftig umstrittene Pensionsautomatik. Bei dieser wird das gesetzliche Pensionsalter an die steigende Lebenserwartung gekoppelt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2016)

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