ÖVP-Spendenaffäre: Ermittlungen gehen bis 2002 zurück

ÖVP Parteizentrale
ÖVP Parteizentrale APA/ROLAND SCHLAGER
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In der Causa sollen neue verdächtige Zahlungen aufgetaucht sein. Außerdem soll die ÖVP von öffentlichen Aufträgen profitiert haben.

Die Staatsanwaltschaft Wien hat die Ermittlungen in der ÖVP-Parteispendenaffäre ausgeweitet. In der Causa geht es um verdeckte Zuwendungen, die über die Agentur Mediaselect geflossen sein sollen. Ermittlungen bezüglich einer halben Million Euro aus 2005 bis 2008 waren bekannt. Nun sind laut "News" weitere verdächtige Zahlungen aufgetaucht. Außerdem soll die Partei von öffentlichen Aufträgen profitiert haben.

Bisher bekannt waren Zahlungen aus den Jahren 2005 bis 2008 über insgesamt 523.231 Euro, die über die Agentur Mediaselect der ÖVP zugekommen sein sollen. Bezahlt wurde das Geld demnach von der Telekom Austria, der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (RLB OÖ) und den Lotterien. Über die Mediaselect schaltete die ÖVP unter anderem Inserate. Ermittelt wird gegen fünf Beschuldigte, darunter den früheren Chef der oberösterreichischen Raiffeisenlandesbank, Ludwig Scharinger. Alle Betroffenen haben Fehlverhalten bisher bestritten.

Nun wurden die Ermittlungen laut "News" auf das Nationalrats-Wahljahr 2002 ausgeweitet. Eine "Guthabenaufstellung ÖVP" der Mediaselect lässt demnach auf weitere Zahlungen der RLB OÖ (51.996 Euro), der Erste Bank (89.379,6 Euro) und der Casinos Austria (72.672,84 Euro) schließen. Die Erste Bank wies den Vorwurf der verdeckten Parteienfinanzierung zurück.

ÖVP agierte als "Door-Opener"

Außerdem legen von den Ermittlern beschlagnahmte E-Mails nahe, dass die ÖVP von Aufträgen profitierte, die schwarze Ministerien der Mediaselect erteilten. Demnach soll die ÖVP eine Gutschrift von einem Prozent des Auftragswertes erhalten haben. Markus Keschmann, ÖVP-Direktor und Ex-Mediaselect-Geschäftsführer, sprach laut "News" bei seiner Einvernahme von einer "Art Vermittlungsprovision", weil die ÖVP als "Door-Opener" fungiert habe.

Die ÖVP wollte das am Freitag nicht kommentieren. Dem Magazin gegenüber hatte die Partei gemeint: "Soweit Mediaselect der ÖVP für Bekanntgabe von Geschäfts- und Anbahnungsmöglichkeiten Provisionen gewährt hat, wie das im Agenturgeschäft branchenüblich und gang und gäbe ist, so erfolgte dies stets auf Kosten der Mediaselect."

>>> Bericht im Magazin "News"

(APA)

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