Asyl: Personal deutlich aufgestockt

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Angesichts der Flüchtlingskrise vergrößert das Asylamt die Zahl der Mitarbeiter und wendet neue Formen der Ausbildung an.

Wien. Das Ambiente ist nobel: Ein riesiger Park und ein barockes Wasserschloss aus dem 18. Jahrhundert am Rand von Wien, in dem unter anderem Musikfestivals und Hochzeiten stattfinden. Doch hier wird auch gelernt, denn das Schloss Laudon in Mauerbach ist der Sitz der Verwaltungsakademie des Bundes. Und an diesem Morgen sitzen angehende Mitarbeiter des Bundesamts für Fremdenrecht und Asylwesen (BFA) im Seminarraum.

60 Frauen und Männer, die hier ihre Ausbildung zu verfahrensführenden Referenten im Asylwesen begonnen haben. „Es ist ein Pilotprojekt“, sagt Wolfgang Taucher, der Direktor des BFA, zur „Presse“. Erstmals gibt es Schulungen mit einer so großen Anzahl an Personen und erstmals findet eine neue Art des Unterrichts statt: In einem fast fünfwöchigen Crashkurs werden die Mitarbeiter vorbereitet. Eine Einschulung am Arbeitsplatz, wie bisher, ist durch die Gruppengröße nicht mehr möglich. Seine Behörde stocke zwar schon seit Jahren das Personal auf, aber jetzt wird angesichts der Flüchtlingskrise das Personal sehr deutlich erhöht. „Allein heuer haben wir schon 125 neue Mitarbeiter aufgenommen“, sagt Taucher. Im Laufe dieses Jahres würden weitere 375 engagiert. Damit soll das BFA Ende 2016 österreichweit 1426 Mitarbeiter haben, dreimal so viele wie Anfang 2014.

Gleich in der ersten Unterrichtsstunde stellt Taucher klar, was erwartet wird: „Sie werden in ein paar Monaten so weit sein müssen, dass Sie wichtige Entscheidungen treffen können: Was ist ein Flüchtling? Ist eine Abschiebung nötig? Sind fremdenpolizeiliche Maßnahmen durchzuführen? Et cetera.“ Dafür bekommen die Neo-Mitarbeiter Unterricht in juristischen Grundlagen (Konventionsgründe, subsidiärer Schutz . . .), Lektionen in Datenschutz und Verwaltungsrecht. Weiters auch psychologische Unterweisungen in Einvernahmetechniken, um etwa die Glaubwürdigkeit von Asylwerbern zu erkennen. Danach kommen sie in ihre Dienststellen in ganz Österreich. „Es wird dann im Schnitt sechs Monate dauern, bis sie wirklich ihre ersten selbstständigen Asylentscheidungen treffen können“, sagt Taucher. „Diese Zeit soll künftig durch ein einheitliches und professionelles Ausbildungskonzept auf vier Monate reduziert werden.“

Jeder Fall individuell geprüft

In Österreich wird übrigens jeder Asylwerberfall „individuell geprüft“, so Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums. Die Asylwerber werden dafür persönlich befragt.

Anders ist die Praxis in Deutschland: Dort wurde eben bekannt, dass es für alle 2015 eingereisten Syrer sowie Menschen aus Eritrea und religiöse Minderheiten aus dem Irak (sofern die Identität eindeutig feststeht) ein angekreuzter Fragebogen tat, um in der Regel Flüchtlingsschutz zu bekommen. Eine persönliche Anhörung beim zuständigen Bundesamt sei erst für jene, die 2016 einreisten, notwendig, schrieb die „Welt am Sonntag“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2016)

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