Im Hohen Haus wurde dem eloquenten ehemaligen Minister und ÖVP-Klubobmann zum 80. Geburtstag gratuliert.
Bei Klubklausuren konnte sich die ÖVP vor zwei, drei Jahrzehnten das Engagement eines Unterhalters sparen. Denn am Abend setzte sich ihr früherer Klubobmann und der spätere Zweite Nationalratspräsident Heinrich Neisser ans Klavier – dann war für lockere Stimmung gesorgt. Einen schwarzen Zuchtmeister für die Fraktion gab es da noch nicht.
In den Jahren nach der Jahrtausendwende war Neisser, der auch Minister für Föderalismus und Verwaltungsreform gewesen war, steter Mahner auch seiner Partei, staatlichen (Überwachungs-)Rechten nicht die Freiheit der Bürger zu sehr zu opfern. Das war mit ein Grund, weshalb ihn Vizekanzler ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehner als „Gewissen der Politik“ würdigte, auch wenn die Volkspartei keineswegs immer Freude mit dessen Kritik hatte. Im Parlament wurde Neissers 80. Geburtstag am Dienstagabend mit Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) und dem Zweiten Nationalratspräsidenten, Karl-Heinz Kopf (ÖVP), an der Spitze gefeiert. Dazu kamen zahlreiche ÖVP-Weggefährten früherer Jahre – darunter Marga Hubinek, Werner Fasslabend und Günther Stummvoll –, auf SPÖ-Seite die Ex-Minister Rudolf Streicher und Hilde Hawlicek.
Für den Jubilar selbst, der nicht nur ein menschlicher Politiker mit Witz und Eloquenz, sondern auch Jurist, Verfassungsexperte und Universitätsprofessor war, wurde die Feier zur Rückkehr in die „Heimat“, das Parlament. Denn er habe die Arbeit dort genossen. (ett)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.03.2016)