Polizei in Spielfeld: Nur Laiendolmetscher im Einsatz

Symbolbild: Zettel an einem Zaun in Spielfeld
Symbolbild: Zettel an einem Zaun in Spielfeld APA/HARALD SCHNEIDER
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Die Volksanwaltschaft kritisiert "falsche Übersetzungen" in Spielfeld. Die dortige Polizei rechtfertigt sich: Es gebe zu wenig beeidete Dolmetscher.

Beim Grenzübergang in Spielfeld führt die Polizei, unterstützt von „sprachkundigen Personen“, Erstgespräche mit den Ankommenden durch. Die „Sprachkenner“ sind allerdings keine gerichtlich beeideten Übersetzer und Dolmetscher, sagt Fritz Grundnig von der Landespolizeidirektion Steiermark am Donnerstag im Ö1-„Mittagsjournal“. Das sei auch nicht notwendig, denn: „Uns sind keine größeren Probleme bekannt.“ Anders sieht das Volksanwalt Peter Fichtenbauer. So habe er beobachtet, dass „ein Mensch aus Afghanistan Angaben gemacht hat, die vom Übersetzer völlig verkehrt übersetzt worden sind“, berichtete er im ORF-Radio von einem Besuch am steirisch-slowenischen Grenzübergang.

Grundnig konnte das nicht bestätigen: „Wenn es irgendwo Verständigungsschwierigkeiten gibt, dann wird gefragt, ob andere Dolmetscher vielleicht unterstützen können“. Größere Probleme seien ihm aber nicht bekannt. Auf die Frage, warum keine beeideten Dolmetscher eingesetzt würden, meinte er: Es gebe schlicht zu wenige davon.

"Nur eine Person für Dari und Paschto gemeldet"

Den Mangel an beeideten Dolmetschern bestätigte am Donnerstag der Verband der Gerichtsdolmetscher. „Für Arabisch sind in ganz Österreich 25 Personen eingetragen, für Persisch 16, für Afghanisch, also Dari und Paschto, eine Person“, sagte Christine Springer, Präsidentin des Verbandes. Das liege daran, dass in der Vergangenheit für diese Sprachen kaum Bedarf bestanden habe.

Dass nun aber Laiendolmetscher eingesetzt würden, gerade, wenn es um die Existenz von Menschen gehe, missfällt Springer. Schließlich dürfe die Verantwortung, die Dolmetscher tragen, nicht unterschätzt werden. So sei von der Polizei eingeführt worden, dass „der Dolmetscher die Verantwortung hat, festzustellen, ob derjenige, der behauptet ein Syrer zu sein - aufgrund dessen wie er die Sprache spricht -, auch wirklich Syrer ist“. Das aber sei nicht deren Aufgabe: „Das müsste ein Linguist, ein Sprachexperte oder ein Sprachlabor feststellen, der Dolmetscher kann damit überfordert sein.“

G4S: Polizei verlangt ausdrücklich nach Laien

Gestellt werden die Dolmetscher in Spielfeld übrigens von der Sicherheitsfirma „G4S“. Deren Chef, Matthias Wechner, wollte sich im ORF-Radio nicht äußern, ließ aber mitteilen, dass die dortige Polizei ausdrücklich Laiendolmetscher bestellt habe. Letztere würden gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice ausgewählt. In dem Personalpool für den Grenzübergang befinden sich demnach 60 Personen.

>>> Bericht im Ö1-„Mittagsjournal“

(Red.)

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