Spitalsärzte: "Kürzere Arbeitszeit hat positive Auswirkungen"

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Problematisch werden der Zeitdruck und Administrationsarbeiten gesehen. 60 Prozent haben keinen Einkommensverlust in Kauf nehmen müssen.

Die Verkürzung der Spitalsärzte-Arbeitszeit auf 48 Stunden pro Woche kommt bei den Betroffenen gut an. Die Zufriedenheit mit dem Einkommen, dem Ausmaß der Arbeitszeit und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist seit 2013 gestiegen, geht aus einer IFES-Untersuchung im Auftrag der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) hervor. Problematisch werden der Zeitdruck und Administrationsarbeiten gesehen.

"Die Arbeitszeitreduktion hat positive Auswirkungen", resümierte IFES-Projektleiter Georg Michenthaler am Mittwoch in einer Pressekonferenz. Auch die Belastung durch Überstunden und lange Dienste und das wahrgenommene Mobbing durch Vorgesetzte und Kollegen ist bei den im März und April befragten 1.773 Ärzten gesunken.

60 Prozent hatten keinen Einkommensverlust

60 Prozent erklärten, dass sie keinen Einkommensverlust in Kauf nehmen mussten. Anders als bei der letzten Umfrage 2013 meinten nun 57 Prozent, dass sie mit ihrem Einkommen zufrieden oder sehr zufrieden sind. 2013 lag dieser Wert noch bei 44 Prozent. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit betrug nun 48 Stunden (2013: 54, 2006: 59), die höchste Stundenzahl im letzten Halbjahr 62 Stunden (2013: 68, 2006: 75). Die Wunscharbeitszeit pro Woche lag aber noch niedriger, nämlich bei 41 Stunden.

83 Prozent begrüßten die nunmehrige Beschränkung der Dienstzeit auf maximal 25 Stunden, und nur 33 Prozent haben von der Opt-out-Möglichkeit für eine längere Wochenarbeitszeit Gebrauch gemacht. Insgesamt wird die Arbeit im Krankenhaus positiv bewertet (26 Prozent angenehmer, 50 Prozent unverändert).

Personalmangel und Arbeitsverdichtung

Schlecht wird aufgenommen, dass immer mehr medizinische Leistungen durch die Spitalsärzte in den Krankenhausambulanzen erbracht werden (35 Prozent grundsätzlich ablehnend, 60 Prozent mit Akzeptanz nur mit höheren Personalstand). Für die Medizin können die Ärzte nur 58 Prozent ihrer Zeit einsetzen, der Rest fließt nach wie vor in die Administration.

Aus Kammersicht ist Letzteres, aber auch Personalmangel und die Arbeitsverdichtung durch die kürzere Arbeitszeit das große Problem. Vor allem in den Ambulanzen werde der Leidensdruck der Ärzte immer größer, sagte Vizepräsident Harald Mayer. Für die Patienten sei der Weg dorthin offen, und sie kämen auch, weil im niedergelassenen Bereich Limitierungen und Deckelungen vorherrschten. Außerdem gehe die Elektronische Gesundheitsakte ELGA "leise in Richtung Katastrophe". Man brauche qualitativ hochwertige und verwendbare Daten, bekomme stattdessen aber "Datenmüll", so Mayer.

(APA)

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