Hugh Laurie: "Dr. House war ein Glücksfall"

Hugh Laurie
Hugh LaurieAPA/AFP (JOHN MACDOUGALL)
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Dr. House wechselt auf die dunkle Seite. Im TV-Mehrteiler "The Night Manager" nach John le Carrés Spionageroman spielt der charismatische Brite Hugh Laurie, der durch seine Rolle als zynischer Arzt Dr. House berühmt wurde, seine erste Rolle als Bösewicht.

Wenn ich auf meine Karriere zurückblicke, komme ich mir durchaus ein bisschen vor wie eine Flipperkugel“, scherzt Hugh Laurie. Der 56-jährige Brite war schon in den frühen 1980ern als Schauspieler, Autor und Comedian aktiv, und gemeinsam mit seinen guten Freunden Emma Thompson und Stephen Fry ein wesentlicher Teil der Hochblüte der BBC-Comedy – von „The Young Ones“ bis „Blackadder“. Es folgten einige kleinere Rollen in großen Filmen, ein paar größere Rollen in kleinen – doch erst 2004 kam die Rolle, die ihn berühmt machte: Dr. House, ein genial-grantiger Gott in Weiß, der auch die schwierigsten Krankheitsfälle löst. Jetzt, vier Jahre nach dem Finale von „Dr. House“, kann Laurie sich die spannendsten Projekte aussuchen, wie die TV-Verfilmung des John-le-Carré-Thrillers „The Night Manager“ unter der Regie der dänischen Oscar-Regisseurin Susanne Bier („In einer besseren Welt“), in der Laurie einen herrlich grundunanständigen Waffenhändler gibt.

Wie war es, einmal auf der ganz, ganz bösen Seite zu stehen?

Hugh Laurie: Wunderbar. Nicht umsonst gelten die Bösewichte als die dankbarsten Rollen, weil in ihnen bereits Spannung steckt, die man sonst erst erspielen müsste. Das Lustige ist, dass ich damals, als ich le Carrés „The Night Manager“ gelesen habe, schon über eine Verfilmung nachgedacht habe. Damals habe ich mich aber eher in der Rolle des Helden gesehen, die jetzt Tom Hiddleston spielt. Dafür bin ich mittlerweile leider zu alt.

„The Night Manager“ ist eine Spionagegeschichte, in der auch Überwachung und Abhörmaßnahmen eine wichtige Rolle spielen. Wie weit darf der Staat hier gehen?

Hätte man Apple zwingen dürfen, das iPhone dieses Terrorverdächtigen zu entsperren? Tja, es ist eine schwierige Frage, über die man oft neu verhandeln muss. Man muss jedenfalls genau aufpassen, dass hier Grenzen gesetzt und nicht überschritten werden. Einer Regierung unbeschränkte Handlungsfreiheit zu gewähren, nur weil wir panische Angst vor Terroranschlägen haben, ist jedenfalls ein Wahnsinn. Ich glaube, es war Thomas Jefferson, der gesagt hat: „Wer seine Freiheit für seine Sicherheit opfert, verdient weder Freiheit noch Sicherheit.“ (Das Zitat wird Benjamin Franklin zugeschrieben, Anm. d. Red.)

Apropos Freiheit: Wie sehr fühlen Sie sich als „Gefangener“ von Dr. House? Die ganze Welt kennt Sie in dieser Rolle, Sie haben sogar einen „Guinness-Buch“-Eintrag als „bekannteste männliche TV-Personality“.

Es war anstrengend, weil er mich schon so lange begleitet hat. Wir haben in acht Jahren über 170 Folgen gedreht. Ich meine, in der Zeit hätte ich locker selbst Medizin studieren und Arzt werden können (lacht). Aber ich habe ihn gern gespielt und bin immer noch sehr dankbar, dass ich diesen Job damals bekommen habe. Es war ein Glücksfall für mich. Ich sehe das weder als Bürde noch als Einschränkung.

Sie haben auch viel auf der Bühne und für das Kino gearbeitet. Irgendwie zieht es Sie aber immer zurück in das Kleinformat.

Obwohl man das heute gar nicht mehr wirklich so nennen kann. Die Bildqualität ist so viel besser geworden, die Bildschirme werden immer größer. Das verändert die Art, wie Fernsehen gemacht wird, sehr stark. Man muss schon bei der Ausstattung viel mehr auf Details achten, weil das Publikum sie mittlerweile sehen kann. Kulissen aus Sperrholz mit ein bisschen Farbe drauf wie früher, das geht heute nicht mehr.

Also fast wie im Kino – warum wurde „The Night Manager“ eigentlich nicht als Kinofilm gedreht?

Weil es schön ist, wenn man der Geschichte die Zeit geben kann, die sie braucht. Das echte Leben passiert ja auch nicht in 90-Minuten-Intervallen. Es ist kompliziert, entwickelt sich über Jahrzehnte und hat viele Kapitel, Episoden und Facetten. Zu versuchen, große Ereignisse in einen Zeitraum von 90 Minuten zu pressen, ist immer ein Kompromiss. Nicht umsonst hat Alfred Hitchcock gesagt, dass die Länge eines Kinofilms lediglich vom Fassungsvermögen der menschlichen Blase bestimmt wird.

Wie und was schauen Sie selbst gern?

Trotz allem bin ich immer noch ein Kinomensch. Fernsehen habe ich mir, ehrlich gesagt, während „Dr. House“ ein bisschen abgewöhnt. Ich wollte mir nicht den Kopf darüber zerbrechen, was die Konkurrenz gerade macht.

Steckbrief

Hugh Laurie wurde 1959 in Oxford geboren. Der Komiker, Schauspieler und Musiker studierte in Cambridge.

1977 wurde er Ruder-Weltmeister bei den Junioren. Sein Vater, Ran Laurie, war Olympiasieger im Rudern.

1986 bis 1995 war er Teil eines Comedy-Duos in der BBC, Filmrollen folgten.

2004 bis 2012 spielte er die Titelrolle in der TV-Serie „Dr. House“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.05.2016)

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