Walter Steidl: Ein Pragmatiker profiliert sich

INTERVIEW: DESIGNIERTER PARTEIVORSITZENDE DER SPOe SALZBURG STEIDL
INTERVIEW: DESIGNIERTER PARTEIVORSITZENDE DER SPOe SALZBURG STEIDLAPA/BARBARA GINDL
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Salzburgs SP-Chef Walter Steidl kommt nicht vom Fleck. Mit Ansagen in Richtung Bund macht er sich zumindest in Wien einen Namen.

Salzburg. Es ist ein Klassiker aus dem kleinen Einmaleins der politischen Strategie: Wer im Inneren schwach ist, der wendet sich der Außenpolitik zu. Walter Steidl, Salzburgs SP-Chef, der in der „Presse“ zuletzt offen die Ablöse von Parteichef Werner Faymann gefordert hat, handelt derzeit nach diesem Prinzip. In Salzburg kommen die Sozialdemokraten zwei Jahre vor der nächsten Wahl nicht vom Fleck. Vor einem Monat musste nach parteiinterner heftiger Kritik der von Steidl eingesetzte Landesgeschäftsführer den Hut nehmen, um die Reihen wieder zu schließen. Da ist es gut, dass Steidl von den eigenen Problemen etwas ablenken und sich mit Ansagen in Richtung Bundes-SPÖ profilieren kann.

Der rote Landeschef erfreut sich derzeit einer nie gekannten medialen Aufmerksamkeit. Selbst als der gestandene Gewerkschafter vor drei Jahren das schwere Erbe der am Finanzskandal gescheiterten roten Frontfrau Gabi Burgstaller antreten musste, war er nicht so präsent wie jetzt. Der Gewerkschafter aus dem Westen zeigt auf.

Eine neue Rolle für den 58-jährigen Pinzgauer. Steidl war lang eine eiserne Personalreserve für die Salzburger Roten. Er war immer da, wenn er gebraucht wurde, drängte sich aber nicht vor. Als Cornelia Schmidjell wegen einer Krebserkrankung 2012 ihr Amt als Gesundheitslandesrätin zurücklegen musste, folgte Steidl dem Ruf der SPÖ. Auch als die Partei 2014 jemanden suchte, um die nach der Wahlniederlage darniederliegende Sozialdemokratie wieder zu einen, war der Pragmatiker Steidl zur Stelle. Seither probiert er, der SPÖ als Oppositionspartei etwas Profil zu geben – ohne realistische Aussicht, der ÖVP so schnell wieder den Platz als Nummer eins im Land streitig machen zu können. Zumindest in Wien hat sich der Salzburger in den vergangenen Tagen einen Namen gemacht. (c. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2016)

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