Thomas Drozda: Ein erfahrener Theatermanager, mit roten Wassern gewaschen

Thomas Drozda
Thomas DrozdaAPA/HELMUT FOHRINGER
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Der bisherige Generaldirektor der Vereinigten Bühnen Wien wird Kulturminister. Mit der Politik hatte er schon abgeschlossen.

Dass er je wieder in die Politik gehen würde, hatte Thomas Drozda eigentlich schon ausgeschlossen: „Höchste Exponiertheit bei einem Sozialprestige gegen null, das würde ich weder wollen noch aushalten“, sagte er im vergangenen Sommer den „Oberösterreichischen Nachrichten“. Christian Kerns Ruf in die Regierung ist er doch gefolgt: Er wird heute als Kanzleramtsminister, der auch für Kultur, Medienpolitik und Verfassungsfragen zuständig ist, angelobt.

Der gebürtige Oberösterreicher, der bisher als Generaldirektor die Vereinigten Bühnen Wien (Theater an der Wien, Raimund Theater, Ronacher) leitete, unterhielt stets beste Kontakte zur SPÖ: Nach seinem BWL- und VWL-Studium war Drozda Leiter des Trotzdem-Verlags der Sozialistischen Jugend, nach einem kurzen Intermezzo bei der Nationalbank wurde er wirtschafts- und kulturpolitischer Berater für die Kanzler Vranitzky und Klima, von 2007 bis 2014 war er zudem roter Stiftungsrat im ORF.

1998 holte ihn der damalige Burgtheater-Direktor, Klaus Bachler, vom Büro des Bundeskanzlers ans Theater, wo er zehn Jahre lang die kaufmännischen Geschicke leitete. Bei seinen Kollegen in der Burg galt Drozda als besonnener und ausgleichender Mann. In den Eingeweiden des größten und in der Außenwirkung bedeutendsten Budgetpostens – dem der Bundestheater – kennt er sich jedenfalls aus. Vor allem durchblickt er vermutlich die Vorgänge im Burgtheater-Finanzskandal. Das Burg-Direktorium hatte er verlassen, bevor die Causa das Theater erschütterte: 2008 wechselte Drozda, der als geschickter Verhandler gilt, zu den Vereinigten Bühnen, wo er den Export von Musicals nach Asien vorantrieb, stets aber auch die hohen Subventionen für Musical-Produktionen verteidigen musste. Zuletzt standen die VBW in der Kritik, weil sie Aufträge für Bühnenbilder und Kostüme ohne Ausschreibung vergaben. Drozdas Vertrag wäre noch bis 2018 gelaufen, er betonte stets, sich wieder bewerben zu wollen.

Hohe Erwartungen

Nun wechselt der erfahrene Theatermanager also auf die Seite, die die Subventionen verteilt. Als Nachfolger von Josef Ostermayer, für den das Amt des Kanzleramtsministers geschaffen wurde, hat Drozda hohe Erwartungen zu erfüllen: Ostermayer war bei den Kulturschaffenden beliebt und hatte einen guten Draht zu den Kultureinrichtungen. Die ersten Reaktionen auf Drozdas Ernennung fielen verhalten, aber positiv aus: So lobte etwa Staatsoperndirektor Dominique Meyer, dass ein Mann „vom Fach“ das Amt übernehme.

Apropos Meyer: Zu den Personalentscheidungen, die Drozda in den kommenden Monaten zu treffen hat, zählt dessen Vertragsverlängerung bzw. die Bestellung eines neuen Direktors. Zwei der meistgenannten Favoriten kennt Drozda aus nächster Nähe: Ex-Burgchef Bachler und den Intendanten des Theaters an der Wien, Roland Geyer. Geyer erklärte bereits, er würde bald einen neuen Posten übernehmen. Da war allerdings noch nicht bekannt, dass sein Finanzchef zum Kulturminister avancieren würde.

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