FPÖ: Viel Stille und ein Hauch Optimismus

Norbert Hofer mit Gattin Verena am Wahlabend
Norbert Hofer mit Gattin Verena am WahlabendAPA/HERBERT NEUBAUER
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Abwarten und Bier trinken: Im Alpendorf im Wiener Prater wird – vorsichtig – gefeiert. Norbert Hofer könnte dennoch knapp verlieren. Den Parteirekord hat er zumindest geknackt.

Sich selbst nennt Heinz-Christian Strache gern Kanzler der Herzen. Insofern lag die Bezeichnung für Norbert Hofer nahe: „Er ist der Bundespräsident der Herzen“, ruft der Parteichef am Sonntagabend in die Menge. Der heutige Tag sei „der bewegendste Moment“ seiner Politik-Karriere. „Wir haben heute einen Tag der Freude, einen Sieg der Freiheit.“ Was Hofer geleistet habe, sei „einzigartig, großartig“. Und: „Solche Menschen braucht dieses Land.“
Hofer selbst wird mit „Norbert“-Sprechchören empfangen. „Das ist ein Wahnsinn“, meint er knapp. „Für mich war das der härteste Wahlkampf.“

Hier im Alpendorf im Wiener Prater feiert die FPÖ den Ausgang zur Bundespräsidentschaftswahl. Oder, richtiger, den potenziellen Wahlausgang. Denn erst am Montag steht mit absoluter Sicherheit fest, wer das Rennen um die Hofburg gewinnen wird.

Dabei standen die Chancen für einen eindeutigen Sieg Hofers relativ gut: Mehr als 35 Prozent erreichte er beim ersten Durchgang für die Hofburg-Wahl. Sein grüner Gegner, Alexander Van der Bellen, kam lediglich auf rund 21 Prozent. Ein „Rendezvous mit der Geschichte“ hatte dies Strache an jenem Wahlabend vor vier Wochen genannt. Das zweite Date war dann weniger erfolgreich.

Rekordwert für FPÖ

Hofer kann aber noch Erster werden. In vielerlei Hinsicht. Bisher hatte es noch kein Anwärter in die Hofburg geschafft, der nicht von SPÖ und ÖVP nominiert wurde. Mit seinen 45 Jahren wäre er das bisher jüngste Staatsoberhaupt. Mit Sicherheit ist er aber der Erste in seiner Partei: Um die 50 Prozent, das hat noch kein Freiheitlicher vor ihm erreicht. Jörg Haiders bester Wert waren 42,43 Prozent 2004 in Kärnten.

Es stellt sich also die Frage, ganz abgesehen vom Wahlergebnis: Wie konnte Hofer das schaffen?
Es sind mehrere Faktoren, die den Nährboden für diesen (Teil-)Erfolg aufbereitet haben. Die rot-schwarze Regierung zum Beispiel, die unter Ex-Kanzler Werner Faymann mehr gestritten als regiert hat. Während die Koalition an Vertrauen verlor, gewann die FPÖ 2015 hingegen stetig an Stärke. Die Hemmungen, blau zu wählen (und das zuzugeben), fielen nach und nach.
Und dann kam Hofer. Ein gutes Stück zu seinem Ergebnis hat der Burgenländer natürlich selbst beigetragen. Zunächst ablehnend bis unsicher, ob er antreten sollte, ließ er sich im Jänner doch überzeugen. Zu unbekannt, zu farblos, schätzten ihn viele Beobachter anfangs ein. Das änderte sich bald.

Hofer entpuppte sich für viele Wähler als Option. Und gleichzeitig für viele andere als ernstzunehmende Gefahr für Österreich und Europa: Entsprechend groß war der internationale und nationale Aufschrei gegen den blauen Kandidaten. Hofer schimpfte im Gegenzug auf die „Schickeria“ und ließ sich in die Opferrolle drängen.
Mit jedem Auftritt schien er aber auch signalisieren zu wollen: Fürchtet euch nicht. Er sei gar nicht einer dieser brüsken Freiheitlichen, mit den deftigen Parolen und den angriffigen Sagern. Im Gegenteil. Er bemühte sich stets, seine smarte, freundliche Seite zu zeigen. Das gelang ihm – rhetorisch gut vorbereitet – großteils auch. Bis auf wenige Ausnahmen im Endspurt, und dem viel zitierten Sager über seine Pläne: „Sie werden sich wundern, was alles gehen wird.“

Ein Fehler, das musste Hofer wohl auch später selbst zugeben. Vielleicht schreckte sein allzu aktives Rollenverständnis für das Amt des Bundespräsidenten am Ende einige Wähler ab. Möglicherweise konnte die Umbildung in der Regierung den einen oder anderen Protestwähler umstimmen.

Immer noch im Parlament

Lächeln hin oder her: Ideologisch ist und bleibt Hofer jedenfalls mit Strache auf einer Linie. Kein Wunder, er hat sie auch indirekt vorgegeben: Hofer schrieb am Parteiprogramm mit, seit mehr als zehn Jahren ist er Straches Vize. Später übernahm Hofer auch das Amt des Dritten Nationalratspräsidenten.
Diese Funktion hat er auch zu Beginn des Wahlkampfes nicht zurückgelegt. Sicher ist sicher.

(Print-Ausgabe, 23.05.2016)

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