Trump und der Kampf gegen das Silicon Valley

Ein Trump-Gegner verkauft T-shirts.
Ein Trump-Gegner verkauft T-shirts.REUTERS
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"Wenn ich Präsident werde, dann haben sie Probleme." Der US-Präsidentschaftskandidat liefert sich einen harten Schlagabtausch mit Apple, Amazon und Facebook.

Nach Mexikanern, Chinesen und Frauen legt sich Donald Trump nun mit US-Tech-Giganten an. Der US-Präsidentschaftsbewerber droht Apple und Amazon unverhohlen im Wahlkampf. Anfangs mokierte sich Amazon-Chef Jeff Bezos noch darüber, doch inzwischen ist ihm das Lachen wohl vergangen. Der Immobilien-Tycoon entwickelt sich zunehmend zum unberechenbaren Geschäftsrisiko für einige der wertvollsten US-Konzerne.

"Glaubt mir, wenn ich Präsident werde, oh dann haben sie Probleme", polterte Trump im Februar bei einer Wahlkampfveranstaltung in Texas. Die Drohung richtete sich an den weltweit größten Online-Händler Amazon und dessen Chef Bezos. Trump, selbst Immobilienmilliardär, wirft dem milliardenschweren Unternehmer vor, das US-Traditionsblatt "Washington Post" gekauft zu haben, um Steuern zu sparen und öffentliche Meinungsmache im eigenen Interesse machen zu können.

Schlagabtausch auf Twitter

Bereits im Dezember hatten Trump und Bezos sich deshalb einen Schlagabtausch auf Twitter geliefert. "Endlich von @realDonaldTrump getrasht worden. Wir werden ihm trotzdem einen Platz auf der Blue-Origin-Rakete reservieren", lästerte Bezos, dem auch die Raumfahrtfirma Blue Origin gehört, damals unter dem Hashtag #sendDonaldtospace (Schickt Donald ins All).

Zuletzt war wieder Trump an der Reihe. Er erklärte im US-Sender Foxnews, Amazon habe ein "riesiges Monopol-Problem" und müsse kartellrechtlich belangt werden. Diesmal entgegnete Bezos nur noch halblaut, dieser Stil sei eines Präsidentschaftskandidaten nicht angemessen.

Hickhack zwischen Trump und Tim Cook

Zuvor hatte Trump sich schon Apple vorgeknöpft. Er werde den Konzern zwingen, in den USA zu produzieren, kündigte der 69-Jährige Republikaner an. "Wir werden Apple dazu bringen, ihre verdammten Computer (...) in diesem Land zu bauen." Als sich Apple-Chef Tim Cook einen Kampf mit dem FBI um das Knacken des iPhones eines mutmaßlichen Terroristen lieferte, gab es weitere Breitseiten. "Boykottiert Apple, bis sie das Passwort rausrücken", zürnte Trump - obwohl er eigentlich wissen musste, dass Apple gar nicht auf das Passwort zugreifen kann.

Doch es geht in dem Konflikt nicht nur um Themen wie Datenschutz und Terror-Abwehr: Cook wurde auf seinem jüngsten Besuch in Indien darauf angesprochen, wie er es mit Trump und sein vorgeschlagenes Einreiseverbot für Muslime halte. Der Apple-CEO verkniff sich trotz der Steilvorlage eine Attacke gegen Trump und sagte lediglich, die Stärke seines Unternehmens beruhe auf Diversität.

Gerüchte über Anti-Trump-Allianz

Doch die maßgeblichen Silicon-Valley-Größen suchen offenbar auch eine direktere Konfrontation mit Trump: Angeblich sollen sie schon versucht haben, Wege auszuloten, um Trump als Präsidenten zu verhindern. Die "Huffington Post" berichtete im März von einem entsprechenden Treffen, an dem unter anderem Google-Gründer Larry Page, Tesla-Chef Elon Musk und auch Tim Cook teilgenommen haben sollen. Musk widersprach dem zwar und twitterte, es sei dabei nicht um Trump gegangen.

Dass der New Yorker Milliardär im Silicon Valley nicht sonderlich beliebt ist, ist allerdings kein Geheimnis. Von wenigen Ausnahmen wie dem bekannten Venture-Capital-Investor Peter Thiel abgesehen, haben sich bisher kaum Unterstützer geoutet. Öffentliche Kritik ist allerdings auch selten. Die Multimilliarden-Dollar-Konzerne und ihre Manager scheuen das Risiko, im Wahlkampf Partei zu ergreifen.

Facebook auf Kuschelkurs

Zumindest indirekte Trump-Attacken leistete sich Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Bereits nach den Paris-Attentaten im November kritisierte er Trumps Angriff auf Muslime. Im April warnte er vor "ängstlichen Stimmen", die dazu aufriefen, Mauern zu bauen und Menschen auszugrenzen. Ein Seitenhieb gegen Trump und dessen Wahlversprechen, Einwanderer durch den Bau einer Mauer an der Grenze mit Mexiko fernzuhalten. Wenig später geriet Facebook dann in den Verdacht, konservative Stimmen in den eigenen Nachrichtenkanälen zu unterdrücken.

Das brachte auch Zuckerberg unter Druck. Um die Wogen zu Glätten, lud der 31-Jährige Politiker und Journalisten aus dem rechten Lager vorigen Mittwoch ins Facebook-Hauptquartier im kalifornischen Menlo Park ein. Auch ein Wahlkampf-Koordinator von Trump soll dabei gewesen sein. Der Siegeszug des umstrittenen Kandidaten, der seinen Erfolg nicht zuletzt Tech-Innovationen wie den sozialen Medien verdankt, bringt die Größen des Silicon Valleys in die Defensive.

(APA/dpa/AFP/red.)

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