Österreich hat zweithöchste Masern-Rate in Europa

Symbolbild Masern-Impfung
Symbolbild Masern-ImpfungEPA
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Die Zahl der Erkrankungen ist 2015 auf das höchste Niveau seit 2008 gestiegen.

Bis 2015 sollten die Masern europaweit eliminiert sein. Stattdessen ist in Österreich vergangenes Jahr die Zahl der Erkrankungen auf das höchste Niveau seit 2008 gestiegen. In Europa hat Österreich (309 Erkrankungen im Jahr 2015) die zweitgrößte Anzahl an Masernfällen pro Million Einwohner. Das zeigt eine neue Bilanz der Experten des Departements für Virologie der MedUni Wien.

"Mit einer Zahl von insgesamt 309 Masernfällen, die im nationalen Masern Surveillance System erfasst wurden, liegen wir EU-weit (einbezogen sind 30 EU/EWR-Länder Anm.) in Bezug auf die Erkrankungszahlen nach Deutschland und Frankreich auf dem unrühmlichen dritten Platz und in Bezug auf die Erkrankungshäufigkeit mit einer Inzidenz von 35,8 Masernfällen pro einer Million Einwohner sogar auf dem zweiten Platz hinter Kroatien", schreibt die Wiener Virologin Heidemarie Holzmann.

Mindestens 71 Prozent waren nicht geimpft

Masernvirus-Infektionen traten vergangenes Jahr in allen Bundesländern auf. Am stärksten betroffen waren jedoch Niederösterreich, Wien, Oberösterreich und die Steiermark. Von den 309 Masern-Erkrankten in Österreich im vergangenen Jahr waren 71 Prozent nicht geimpft, von 20 Prozent war der Impfstatus unbekannt.

Im Gegensatz zu den Vorjahren, in denen die meisten Erkrankungsfälle in der Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen auftraten, waren 2015 praktisch alle Altersgruppen stark betroffen. "Besonders bedauerlich und gefährlich sind neun Infektionen bei Säuglingen unter einem Jahr, die nur durch eine Herdenimmunität hätten vermieden werden können. (...) Somit erkrankten insgesamt 44 Säuglinge und Kleinkinder vor dem fünften Lebensjahr", stellte Holzmann fest.

Gefährliche Spätfolge: Tödliche Gehirnentzündung

In dieser Altersgruppe kann es als Spätkomplikation auch zu einer gefürchteten, langsam fortschreitenden Gehirnentzündung (subakut sklerosierende Panenzephalitis) kommen, die unbehandelbar ist und in jedem Fall tödlich verläuft. Von Masernerkrankungen Betroffene haben nach der Infektion ein langfristig geschädigtes Immunsystem, das sie anfälliger für andere Erkrankungen macht. 7,5 Prozent der Fälle traten vergangenes Jahr in Österreich bei Spitalspersonal auf, das immer einen optimalen Impfschutz aufweisen sollte. Betroffen waren auch Abteilungen für Neonatologie sowie Kinder- und Jugendheilkunde.

Nicht von Flüchtlingen eingeschleppt

"Eine Analyse der Masernfälle nach Herkunftsland durch die Abteilung für Surveillance und Infektionsepidemiologie ergab, dass kein Fall aus einem Flüchtlings-assoziierten Herkunftsland stammte und diese Gruppe daher diesbezüglich kein zusätzliches Gesundheitsrisiko für die österreichische Bevölkerung darstellte", stellte die Wiener Virologin fest.

Laut den Daten des Europäischen Zentrums für Krankheitskontrolle (ECDC/Stockholm) war die Gesamtzahl der Maserninfektionen mit 3969 im Jahr 2015 etwas höher als im Jahr zuvor (3616 Fälle). Die weitaus höchsten Erkrankungszahlen wurden aus Deutschland (2466 Fälle; 62,1 Prozent) gemeldet. Österreich befand sich nach Frankreich (364 Fälle; 9,2 Prozent) mit 309 erfassten Fällen (7,8 >Prozent) an der dritter Stelle, gefolgt vor Italien (247 Fälle; 6,2 Prozent) und Kroatien (219 Fälle; 5,5 Prozent). Somit traten 90,8 Prozent aller Masernerkrankungen in Europa in diesen fünf Staaten auf.

"Keine ausreichende Herdenimmunität"

"Damit besteht auch bei uns noch immer keine ausreichende Herdenimmunität, um die Verbreitung dieser höchst ansteckenden Infektion zu verhindern. Nur mit weiteren großen Anstrengungen zur Anhebung der Durchimpfungsrate auf mehr als 95 Prozent kann das Eliminationsziel bis zum Jahr 2020 erreicht werden", schrieb Heidemarie Holzmann.

(APA)

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