ÖAAB: Ja zu 12-Stunden-Tag mit Freizeitblock

Bundesobmann August Wöginger
Bundesobmann August Wöginger(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Der schwarze Arbeitnehmerbund prescht mit einem Plan für flexible Arbeitszeiten vor. Beschäftigte müssten davon allerdings auch profitieren.

Wien/Graz. In die starren Fronten um die Arbeitszeit kommt neue Bewegung. Der ÖVP-Arbeitnehmerbund (ÖAAB) mit Bundesobmann August Wöginger lässt nun mit dem Vorschlag für flexiblere Modelle aufhorchen, die im ÖAAB-Bundesvorstand vorgestellt wurden. Im Gegensatz zu den roten Gewerkschaftern sieht der ÖAAB Vorteile für die Beschäftigten und geht daher offensiv ans Werk.
Dazu gehört der Plan zur Verlängerung auf einen Zwölf-Stunden-Tag. Dies gilt aber nur unter der Bedingung, dass auch die Arbeitnehmer in Form einer kürzeren Arbeitswoche besser aussteigen. Der ÖAAB sieht dies als Teil der Sicherung des Standorts und der Beschäftigung in Österreich und zugleich als Teil der von Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) bekundeten neuen Form der SPÖ-ÖVP-Kooperation in der Koalition.

► Standort und Beschäftigung: Wie von Wirtschaft und Industrie beständig verlangt, tritt der ÖAAB für flexiblere Arbeitszeiten zur Sicherung der Arbeitsplätze ein. Besonders bemerkenswert ist das Einverständnis für eine längere Tagesarbeitszeit mit maximal zwölf Stunden pro Tag, das hat der SPÖ-dominierte ÖGB bisher vehement abgelehnt. Wöginger betont im Gespräch mit der „Presse“: „Das kann keine Einbahnstraße sein. Es muss auch für die Arbeitnehmer einen Vorteil bringen. Wenn ich sage, ich habe dafür einen Tag länger frei, ist das durchaus attraktiv.“

► Arbeitszeitmodell: Vorstellbar sei ein Modell, das eine weitere Reduktion der Wochenarbeitszeit von der schon möglichen Vier-Tage-Woche auf eine Dreieinhalb-Tage-Woche beinhaltet. Ein Mitarbeiter würde an drei Tagen maximal zwölf Stunden und am Folgetag noch bis zu vier Stunden arbeiten. Die Unternehmen hätten zu Spitzenzeiten Mitarbeiter länger zur Verfügung. Das müsste mit dem Betriebsrat in den Firmen geklärt werden, ebenso wie die Frage, wer von Montag bis Mittwoch zwölf Stunden arbeitet und wer von Mittwoch bis Freitag. Eines stellt der ÖAAB-Chef aber klar: Es bleibe dabei, dass der Sonntag im Regelfall wie bisher arbeitsfrei sein müsse.

► Zeitwertkonto: Das vom ÖAAB seit Langem propagierte Zeitwertkonto, bei dem Überstunden für Auszeiten angespart werden (etwa Karenz, Weiterbildung, frühere Pension), sei endlich umzusetzen.

► Mindestsicherung: Im ÖAAB hat die dezidierte Absage von Bundeskanzler und SPÖ-Chef Kern am Mittwoch im „Presse“-Interview an die von der ÖVP geforderte Deckelung der Mindestsicherung von 1500 Euro für Familien für Unverständnis und Kritik gesorgt. Der ÖAAB hält am 1500-Euro-Limit fest.

► ÖAAB-Bundestag früher: Der Bundesvorstand des ÖAAB hat die Vorverlegung des Bundestags von 12. November auf 10. September dieses Jahres samt Neuwahl beschlossen. Tagungsort ist Graz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.05.2016)

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