Neue Belastungen gibt es vor einem Treffen mit Strache.
Wien. Die ohnehin angespannte Atmosphäre nach der knappen Entscheidung bei der Bundespräsidentenwahl zugunsten von Alexander Van der Bellen über FPÖ-Bewerber Norbert Hofer ist jetzt zusätzlich aufgeheizt. Der Grund: Van der Bellen hat sein Nein zu FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache als Bundeskanzler bekräftigt. Für Verstörung bis zu offener Wut sorgte dabei vor allem der Umstand, dass der künftige Bundespräsident und ehemalige Grünen-Chef diese Aussage ausgerechnet in einem ausländischen TV-Sender, der deutschen ARD, gemacht hat.
Das aufgeheizte Klima in Österreich hat sich damit nach dem polarisierenden Wahlkampf um die Hofburg verschärft. Daran änderte auch der Appell des noch amtierenden Bundespräsidenten, Heinz Fischer, nichts, man solle jetzt nach der Wahl wieder zur demokratischen Normalität zurückkehren. Die erneute Absage an die FPÖ löste in sozialen Medien weitere Proteste gegen Van der Bellen aus. Die Sicherheitsvorkehrungen für den neuen Bundespräsidenten waren bereits nach expliziten Drohungen mit Gewalt gegen ihn verstärkt worden.
Treffen mit Strache
Wie schon im Wahlkampf hat Van der Bellen bereits am Montag im Interview mit den ARD-„Tagesthemen“ erklärt, er werde der FPÖ nicht den Auftrag zur Regierungsbildung geben, wenn diese nach der nächsten Nationalratswahl stärkste Kraft im Parlament sein sollte. „Die FPÖ spielt mit dem Feuer“, so Van der Bellen mit Blick auf den EU-skeptischen Kurs der FPÖ.
Näher wollte sich Van der Bellen danach vor einer geplanten Aussprache mit Strache, zu der es nächste Woche kommen dürfte, nicht äußern. Die FPÖ kritisierte, das künftige Staatsoberhaupt wolle Gräben nicht beseitigen. (red./ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.05.2016)