Acht Kandidaten im Rennen um den Rechnungshof

 Viktoria Kickinger
Viktoria Kickinger (c) Clemens Fabry
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Die von Grünen und Neos nominierte Viktoria Kickinger macht die Liste an Bewerbern komplett. Am 8. Juni findet ein öffentliches Hearing statt.

Die Kandidatenliste für die Nachfolge von Rechnungshofpräsident Josef Moser ist komplett: Die Parteien haben fünf Frauen und drei Männer nominiert, die sich am 8. Juni einem öffentlichen Hearing stellen werden. Die Entscheidung, wer von ihnen in den kommenden zwölf Jahren als "Prüfer der Nation" fungieren wird, dürfte dann am 9. Juni fallen.

Als letztes Farbe bekannt haben am heutigen Freitag die Neos und die Grünen. Sie präsentierten am Vormittag mit Viktoria Kickinger eine gemeinsame Kandidatin. Zuvor hatte schon die ÖVP Helga Berger und Margit Kraker nominiert, die SPÖ hat Elfriede Baumann aufgestellt, die FPÖ Barbara Kolm. Von SPÖ und Team Stronach unterstützt wird indes Gerhard Steger, nur vom Team Stronach hingegen Walter Laki. Und auch die Neos haben noch einen ganz eigenen Kandidaten nominiert: Wolfram Proksch.

Zurück zu Kickinger: Die 63-Jährige war unter anderem bei ÖIAG, ÖBB, Post und ORF in Führungsfunktionen und hat sich in jüngster Zeit dem Aufsichtsratswesen verschrieben. Neos-Klubchef Matthias Strolz zeigte sich am Freitag überzeugt, dass Kickinger eine "großartige Besetzung" für die Nachfolge von Josef Moser wäre. Gesucht habe man eine Person mit breiter Führungserfahrung in großen Organisationen, die auch im Kontrollbereich Kompetenz aufweise. Ähnlich argumentierte Klubobfrau Eva Glawischnig. Für die Grünen sei entscheidend gewesen, dass die Person fachliche Versiertheit mitbringe, mit öffentlichen Unternehmen vertraut sei und keine Partei-Karriere hinter sich habe.

Ein Patt im Hauptausschuss?

Ob Kickinger letztlich eine Chance hat, hängt unter anderem von SPÖ und Team Stronach ab. Mit beiden Parteien haben Strolz und Glawischnig in den vergangenen Tagen nach eigenen Angaben konstruktive Gespräche geführt. Zu einem gemeinsamen Kandidaten-Vorschlag habe es dabei zwar nicht gereicht, eine Unterstützung der beiden Fraktionen für ihre Kandidatin hält das grün-pinke Duo aber für denkbar. Kickinger wird ohnehin eher der roten "Reichshälfte" zugerechnet, womit vor allem das Team Stronach als Unsicherheitsfaktor gilt. Wie Klubchef Robert Lugar sich entscheiden könnte, wollte weder Glawischnig noch Strolz einschätzen. "Er ist noch nicht festgelegt", glaubt der Neos-Chef.

Freilich würde die Unterstützung von SPÖ und Team Stronach alleine auch noch nicht reichen. Dann gäbe es kommende Woche im Hauptausschuss ein Patt, sollten ÖVP und FPÖ wie vermutet die schwarze Kandidatin Helga Berger, die politisch unter den Freiheitlichen Jörg Haider und Susanne Riess-Passer groß geworden war und nach einer Rechnungshof-Karriere nun die Budgetsektion im Finanzministerium leitet, wählen. Allerdings ist noch nicht einmal klar, ob die FPÖ wirklich Berger unterstützt. Klubchef Heinz-Christian Strache war für Strolz nicht erreichbar und die Freiheitlichen haben mit Barbara Kolm eine eigene, freilich chancenarme Kandidatin, nominiert. Im Fall eines Patt müsste jedenfalls so lange gewählt werden, bis ein Kandidat eine Mehrheit hat.

Ganz ausschließen wollten Glawischnig und Strolz letztlich auch nicht, einem Bewerber ins Amt zu verhelfen, der bei einer anderen Partei politische Karriere gemacht hat. Eine Festlegung Glawischnigs gibt es jedenfalls. Bei gleicher Qualifikation wäre sie dafür, eine Frau zu küren, habe es doch noch keine einzige Rechnungshof-Präsidentin gegeben. Dies gelte, auch wenn in der eigenen Fraktion aus fachlichen Gründen SPÖ- und Stronach-Kandidat Gerhard Steger gut angeschrieben sei.

(APA)

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