Schutz vor Zika: Impfstoff oder gar Zika selbst?

(c) APA/AFP/MARVIN RECINOS
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In Tests an Mäusen wirken Vakzine, in Tests an Affen zeigt sich gar, dass ein Virenbefall Immunität bringt.

So rasch geht es in der Entwicklung von Impfstoffen nicht immer: 2013 ist ein Virus nach Südamerika gekommen, das man schon lang gekannt hat. Erstmals hatte man es 1947 in Uganda bemerkt. Dort und anderswo auf der Erde richtete es nichts Übles an, deshalb widmete man ihm wenig Aufmerksamkeit, aber in Südamerika, vor allem in Brasilien, häuften sich bald Geburten von Kindern mit zu kleinen Gehirnen bzw. Schädeln, Mikrozephalie.

Ob es einen Zusammenhang mit Zika gab, war nicht klar, aber der Verdacht reichte aus, auf ihn hin rief die Weltgesundheitsorganisation WHO Anfang Februar den internationalen Gesundheitsnotstand aus. So etwas hatte es noch nicht gegeben, es war wohl auch eine Reaktion darauf, dass die WHO die Ebola-Epidemie in Westafrika verschlafen hatte. Die Forschung kam auf Touren. Bald hat sich (an Mäusen) gezeigt, dass das Virus sich in der Plazenta einnistet und Gehirne der Föten angreift. Allerdings kamen Experimente zu unterschiedlichen Befunden: Im einen zeigte sich Mikrozephalie, im anderen wurden nur einzelne Zellen attackiert.

Gefahr nur für Schwangere

Wie auch immer, die Impfstoffentwicklung kam ebenso auf höchste Touren, nun meldete Dan Barouch (Harvard) erste Kandidaten: Sowohl ein Stück DNA von Zika wie auch abgetötete Viren bewährten sich an Mäusen (Nature 28. 6.). Von dort ist es noch ein Weg zum Menschen, deshalb hat David O'Gonnor (Madison) den Verlauf von Zika an Rhesusaffen beobachtet. Und höchst Unerwartetes bemerkt: Wenn Männchen und nicht trächtige Weibchen infiziert wurden, wurden sie mit dem Virus rasch fertig und entwickelten Immunität, eine zweite Infektion wehrten sie ab. Wurden hingegen trächtige Weibchen infiziert, trugen sie das Virus lang im Körper, in der Plazenta, und im Fötus. Möglicherweise kommt es von dort immer wieder in die Mutter, in ihrem Blut könnte man messen, wie belastet der Fötus ist (Nature Communications 28. 6.).

Dass ein nicht trächtiger Körper aus eigener Kraft immun wird, stärkt die Hoffnungen, dass auch ein Impfstoff wirken könnte. Und es könnte das Rätsel lösen, warum Zika in Uganda nichts anrichtete: Dort wurden die Menschen vermutlich wohl schon als Kinder infiziert – und damit ihr Leben lang geschützt, „geimpft“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2016)

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