Harte Zeiten für den Bösewicht

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Themenbild(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Parteimanager sind nicht mehr das, was sie einmal waren. 14 davon haben die Regierungsparteien seit 2007 schon gemeinsam verbraucht.

Die großen Namen der Branche – ein Charly Blecha in der SPÖ, ein Michael Graff in der ÖVP – waren damals, in den 1970er- und 1980er-Jahren, noch rund fünf Jahre im Amt. Seither ist die Halbwertszeit von Parteimanagern deutlich kürzer geworden, jedenfalls in den Regierungsparteien. Seit es die Große Koalition wieder gibt, also seit Jänner 2007, hat die SPÖ acht und die ÖVP sechs davon verbraucht.

Unter Alfred Gusenbauer waren Josef Kalina und Reinhard Winterauer Bundesgeschäftsführer der SPÖ. Für die Wahlkampagne 2008 holte Werner Faymann dann Doris Bures aus der Regierung zurück. Danach besetzte er die Löwelstraße wieder mit einer Doppelspitze: Laura Rudas für das junge, städtische Publikum, Günther Kräuter für die Funktionäre auf dem Land. Vor der Wahl 2013 gab Norbert Darabos sein Comeback als Parteimanager. Im Sommer 2015, als Darabos ins Burgenland wechselte, übernahm Gerhard Schmid. Unter Christian Kern bekam dann – vor eineinhalb Monaten – Georg Niedermühlbichler den Job.

Und in der ÖVP? Wilhelm Molterer setzte auf Hannes Missethon und Michaela Mojzis, Josef Pröll auf Fritz Kaltenegger, Michael Spindelegger auf Hannes Rauch und nach der verlorenen Nationalratswahl auf Gernot Blümel. Der wurde von Reinhold Mitterlehner übernommen, aber im Herbst 2015 als Landesparteichef nach Wien geschickt. Jetzt sitzt Peter McDonald in der Lichtenfelsgasse, wenn auch – seit der Bundespräsidentenwahl – nicht mehr ganz so fest im Sattel.

Die Zeiten für einen SPÖ- oder ÖVP-Chef sind ungemütlicher geworden – und damit auch für ihre Parteimanager. In der Regel bringt ein neuer Parteichef einen Vertrauensmann für die Zentrale mit. Dafür braucht er keine Abstimmung am Parteitag, sondern nur einen Beschluss des Parteivorstandes. Das macht den Job zum größten Schleudersitz des Politbetriebs.

Nur noch die Nummer drei. Auch sonst ist es schwieriger geworden, das zu sein, was man in der SPÖ Bundesgeschäftsführer und in der ÖVP Generalsekretär nennt. Niedermühlbichler und McDonald haben nicht dasselbe Standing wie seinerzeit Blecha oder Graff. Das mag an den Personen liegen – ganz sicher aber daran, dass die Verantwortung innerhalb der Parteien breiter verteilt ist. Nach dem Parteichef kommt heute der Klubobmann, erst danach der Generalsekretär.

In der ÖVP wurden mittlerweile auch die Rollen neu verteilt. McDonald sollte ein politischer Generalsekretär sein, einer, der auch programmatische Akzente setzt. Die Rolle des Bösewichts hat mit Reinhold Lopatka der Klubchef übernommen oder, wenn man so will, behalten. Denn Lopatka war auch einmal Generalsekretär – unter Wolfgang Schüssel.

In der FPÖ und bei den Grünen sind die Parteimanager mächtiger. Partei und Klub werden da wie dort von derselben Person geführt, weshalb Herbert Kickl und Stefan Wallner deutlich mehr Gestaltungsspielraum haben. Der Unterschied? Kickl hat ein Nationalratsmandat und tritt auch in der Öffentlichkeit auf. Wallner dirigiert lieber im Hintergrund. Dort bleibt auch Neos-Bundesgeschäftsführer Feri Thierry – wenn auch meistens, wie man hört, ohne zu dirigieren.

NAMEN

SPÖ-Bundesgeschäftsführer seit 2007: Josef Kalina und Reinhard Winterauer, Doris Bures, Laura Rudas und Günther Kräuter, Norbert Darabos, Gerhard Schmid, Georg Niedermühlbichler.

ÖVP-Generalsekretäre seit 2007: Hannes Missethon und Michaela Mojzis, Fritz Kaltenegger, Hannes Rauch, Gernot Blümel, Peter McDonald.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2016)

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