Mehr als 150 vermisste Flüchtlingskinder in Österreich

Archivbild: Das Erstaufnahmezentrum Traiskirchen im Juli 2015
Archivbild: Das Erstaufnahmezentrum Traiskirchen im Juli 2015APA/HELMUT FOHRINGER
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Im Innenministerium geht man davon aus, dass viele der abgängigen Kinder in andere EU-Länder weitergereist sind.

Zumindest 151 Flüchtlingskinder werden von den Behörden in Österreich als vermisst geführt. Im Vorjahr und im bisherigen Jahr 2016 seien im Flüchtlingslager Traiskirchen, das die meisten minderjährigen Flüchtlinge durchlaufen, insgesamt 193 abgängige Unter-14-Jährige gemeldet worden, sagte Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck am Montag. Davon sind 42 wieder aufgetaucht.

Im Innenministerium geht man davon aus, dass viele der abgängigen Kinder in andere EU-Länder weitergereist sind. Der Sprecher verwies darauf, dass die Asylregeln der EU, die an sich ein Schutzansuchen im ersten Land der Einreise vorschreiben, nach der Dublin-III-Verordnung auf Minderjährige meist nicht anzuwenden seien. Daher seien wohl einige der Kinder in Deutschland gelandet. Mögliche Hinweise auf Menschenhandel sehen die Behörden bei den vermissten Kinder nicht. "Es gibt keinerlei Anhaltspunkte, dass Abgängigkeiten auf andere Umstände zurückzuführen sind", sagte Grundböck.

Tausende Flüchtlingskinder EU-weit vermisst

Berichte über vermisste Flüchtlingskinder gab es in den vergangenen Monaten in einigen EU-Ländern. Zu Jahresbeginn schätzte die Polizeibehörde Europol ihre Zahl europaweit auf rund 10.000. Ein Bericht der Organisation "Missing Children Europe" warnte davor, Kinder seien dem Risiko ausgesetzt, Opfer von Menschenhandel, sexueller Ausbeutung, erzwungenem Drogenschmuggel oder Bettelei zu werden. Die Studienautoren riefen zur besseren Kooperation der einzelnen nationalen Behörden und innerhalb Europas auf, um alle Fälle vermisster Kinder aufzuklären.

Die deutschen Behörden teilten am Montag mit, dass in Deutschland derzeit knapp 9.000 junge Flüchtlinge offiziell als vermisst geführt werden. Vom Bundeskriminalamt hieß es aber auf Anfrage der "Neuen Osnabrücker Zeitung", dass in der Regel kein Verdacht auf ein kriminelles Geschehen bestehe, vielmehr gehe man von weitergereisten Kindern und Mehrfachregistrierungen als Grund aus.

(APA)

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