Das Innenministerium glaubt, dass viele der abgängigen Kinder in andere EU-Länder weitergereist sind.
Wien. Wohin sind 151 Flüchtlingskinder verschwunden? So hoch ist die Zahl jener, die laut Behörde als vermisst gelten. 2015 und heuer seien bisher im Flüchtlingslager Traiskirchen, das die meisten minderjährigen Flüchtlinge durchlaufen, insgesamt 193 abgängige Unter-14-Jährige gemeldet worden, erklärte Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck am Montag. Davon seien 42 wieder aufgetaucht.
Das Innenministerium geht davon aus, dass viele der abgängigen Kinder in andere EU-Länder weitergereist sind. Der Sprecher verwies darauf, dass die Asylregeln der EU, die an sich ein Schutzansuchen im ersten Land der Einreise vorschreiben, nach der Dublin-III-Verordnung auf Minderjährige meist nicht anzuwenden seien. Daher seien wohl einige der Kinder in Deutschland gelandet.
Kein Indiz für Schmuggel
Mögliche Hinweise auf Menschenhandel sehen die Behörden bei den vermissten Kindern nicht. Grundböck: „Es gibt keinerlei Anhaltspunkte, dass Abgängigkeiten auf andere Umstände zurückzuführen sind.“
Berichte über vermisste Flüchtlingskinder gab es zuletzt in einigen EU-Ländern. Zu Jahresbeginn schätzte die Polizeibehörde Europol ihre Zahl europaweit auf rund 10.000. Ein Bericht der Organisation Missing Children Europe warnte, Kinder seien dem Risiko ausgesetzt, Opfer von Menschenhandel, sexueller Ausbeutung, erzwungenem Drogenschmuggel oder Bettelei zu werden. Die Studienautoren riefen zur besseren Kooperation nationaler Behörden auf, um alle Fälle vermisster Kinder aufzuklären.
Die deutschen Behörden teilten am Montag mit, dass knapp 9000 junge Flüchtlinge als vermisst geführt werden. Vom Bundeskriminalamt hieß es, es bestehe kein Verdacht auf kriminelles Geschehen. (APA/red).
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2016)