Peter Alexander: "Er freute sich über simple Dinge"

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Eva Kresic war Haushälterin und Köchin des Entertainers. Sie präsentiert seine Lieblingsspeisen zum Nachkochen.

Ein Fan war sie ja eigentlich nicht. Dementsprechend war die Aufregung nicht wahnsinnig groß, als Eva Kresic 1998 vor der Grinzinger Villa von Peter Alexander stand. „Sie sind Frau Eva, darf ich Sie so nennen?“, fragte er sie an der Tür. Und gleich war da dieses gute Gefühl, dass sie sich hier in den nächsten Jahren sehr wohl fühlen würde. Arbeitend, natürlich. Denn sie hatte sich als Haushälterin und Köchin für den Entertainer und seine Familie beworben. Und gleich beim ersten Probeessen, erzählt sie, lief alles wunderbar. Ein faschierter Braten, dazu Kartoffelpüree und Salat – das war der Wunsch für ein „feines Abendessen“. Bodenständige Hausmannskost, das reizte Peter Alexander viel mehr als irgendwelche ausgefallenen Speisen. „Er freute sich über simple Dinge“, meint die 69-Jährige. „Frau Eva, wissen Sie, wie lange ich die schon nicht gegessen habe?“, habe er dann gesagt, als sie zum Nachtisch gebackene Apfelspalten servierte.

"Ein Stückchen vom Himmel" von Eva Kresic
"Ein Stückchen vom Himmel" von Eva Kresicwww.ueberreuter-sachbuch.at

Bis zu seinem Tod im Februar 2011 arbeitete sie für den Entertainer – und hat nun ein Buch darüber geschrieben. „Ein Stückchen vom Himmel“ erzählt von ihrer Arbeit als Köchin und als Haushälterin, die dafür sorgte, dass er sich nicht mit Alltäglichem beschäftigen musste. „Manchmal war ich auch Chauffeurin und Krankenschwester.“ Doch sei sie dabei immer mehr gewesen als eine Angestellte – „es gab große Hochachtung und Wertschätzung von beiden Seiten“. Sogar eine Vertrautheit. Kein Wunder, schließlich stand sie so gut wie jeden Tag von 9 Uhr morgens bis manchmal spät in der Nacht in der Küche. Auch am Wochenende.

Und doch blieb es immer bei „Herr Alexander“ und bei „Frau Eva“. Das Du-Wort war nie ein Thema. Gut verstehen konnte man sich ja trotzdem. „Er hat viel erzählt von Filmen, von Hoppalas, hat Stimmen nachgemacht“, sagt Kresic. Manchmal, wenn er am Klavier gesessen ist, hat er auch Stücke gespielt, die sie hören wollte – von Frank Sinatra oder Dean Martin, die sie so gern mochte, oder die Titelmelodie des „Kaisermühlen Blues“. Dort, in Kaisermühlen, verbrachte sie auch einige Jahre ihrer Kindheit – ihr Stiefvater lebte dort. Ihren eigentlichen Vater, einen russischen Soldaten, lernte sie nie kennen. Nach der Schule lernte sie Schneidern, machte den Gesellenbrief. Später arbeitete sie aber vor allem in Buchhaltungen und Büros verschiedener Firmen. Bis sie irgendwann beschloss, dass sie etwas ganz anderes machen wollte – und bei Peter Alexander landete. Natürlich kannte sie ihn aus Filmen, sah seine Shows. Doch erst, als sie bei ihm zu arbeiten anfing, hörte sie sich durch seine Alben. „Da waren schon ein paar sehr gute Lieder dabei.“

Rückzug nach dem Tod von Hilde

Als 2003 seine Frau Hilde starb, sei er natürlich sehr niedergeschlagen gewesen. „Sie war eine große Persönlichkeit, eine starke Frau – und seine Managerin.“ Der Showstar zog sich daraufhin immer mehr zurück, mied die Öffentlichkeit. „Er wollte ein Pensionist sein wie alle anderen“, sagt Kresic, „wollte seine Ruhe haben.“ Lebensfreude, die habe er schon noch gehabt. Nur dass er nicht einmal auf dem Grinzinger Friedhof seine Ruhe haben konnte, weil ihm immer wieder Fotografen auflauerten, das habe ihn sehr belastet.

Als 2009 auch noch seine Tochter Susi bei einem Autounfall tödlich verunglückte, sei er komplett gebrochen gewesen. Und am Ende wollte er nicht mehr. Meldungen in diversen Boulevardzeitungen und Magazinen, dass er sich zu Tode gehungert habe, machen sie noch heute zornig. Da sei nichts dran gewesen, er habe natürlich weniger gegessen, was normal sei in diesem Alter. Aber Appetit habe er immer noch gehabt – sie kochte weiter für ihn. Auch seinen geliebten Schweinsbraten.

Als Peter Alexander im Februar 2011 schließlich starb, war Eva Kresic natürlich an seinem Bett: „Er ist friedlich eingeschlafen“, erzählt sie. Und zuletzt habe er noch zu ihr gesagt: „Frau Eva, bitte verlassen Sie mich nicht.“ Und das tut sie auch nicht: Noch heute besucht sie einmal in der Woche sein Grab. So viele Jahre hatte sie für ihn gearbeitet – „und ich bereue es nicht eine Stunde“.

ZUR PERSON

Eva Kresic (geb. 1947) war von 1998 bis zu seinem Tod im Februar 2011 die Köchin und Haushälterin von Peter Alexander. Bis Ende 2015 betreute sie die Villa in Grinzing, ehe Peter Alexanders Sohn Michael das Haus verkaufte – nun ist sie Pensionistin.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2016)

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