Concordia: Vom Kinderheim zum Biobauernhof

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25 Jahre. Die in Moldau, Rumänien und Bulgarien tätige karitative Organisation aus Österreich bietet nun landwirtschaftliche Ausbildung an.

Wien/Chişinau. Es war eine kleine Zeremonie am Rand Europas: Hans Peter Haselsteiner, Bauunternehmer und Teilzeitpolitiker, pflanzte an einem windigen Donnerstagnachmittag zwei kleine Nussbäume und setzte den Spatenstich für ein großes Bauprojekt – und für die mitgereisten Kameras – auf diesem endlos wirkenden Feld eine knappe Autostunde außerhalb der moldauischen Hauptstadt Chişinau.

Zum 25. Geburtstag der von ihm mitfinanzierten und geleiteten Hilfsorganisation Concordia – „Die Presse“ ist seit Jahren Partner – geht Haselsteiner einen neuen Weg: Mit einem Fünf-Millionen-Euro-Projekt will er den ersten unternehmerisch geführten Biobauernhof der Concordia-Gruppe schaffen. Damit soll die bisher auf die Betreuung verwaister Kinder und sozialer Härtefälle im ärmsten Land Europas spezialisierte Organisation auch etwas für die mehr als schwierige wirtschaftliche Entwicklung der einstigen Kornkammer Europas unternehmen. Auf dem Bauerhof sollen Obst und Gemüse gezüchtet und Jugendliche in der Concordia-Obhut an moderne, nachhaltige Landwirtschaft herangeführt werden. Sowohl in der Republik Moldau als auch Rumänien gibt es zahlreiche neue Initiativen, die Biolandwirtschaft als neue Hoffnung zu begreifen und Betriebe zu gründen.

Concordia ist die größte NGO des Landes – größer als etwa die Caritas vor Ort – und betreut mehr als 4000 Menschen, in einem Land, das wie kein anderes in Europa von Wirtschaftsemigration betroffen ist: Hunderttausende Erwachsene gingen fort, um in Russland oder einem EU-Land legal oder illegal zu arbeiten. Zurück bleiben Alte und Kinder, um die sich im besten Fall die Großeltern kümmern. Oder die Concordia.

Es kann bergauf gehen

Dass es langfristig bergauf gehen kann, bewies die zweite Station der kleinen Concordia-Reise: In Bukarest, wo Pater Sporschill die Organisation einst ins Leben gerufen hatte, wurde der Jahrestag mit einem Konzert und einem charmanten Festakt am Abend begangen. Dabei hielt Haselsteiner fest, dass es in Rumänien, wo die Concordia einige Hundert Jugendliche bei der Ausbildung und Existenzgründung unterstützt, heute besser sei als vor 25 Jahren. Damals lebten Hunderte Kinder in bitterer Armut auf sich allein gestellt auf der Straße, das gebe es 2016 nicht mehr.

Einer der noch immer notwendigen Schwerpunkte der NGO liegt in der Betreuung von Jugendlichen und Kindern von Roma und Sinti, die nach wie vor in wirtschaftlich prekären Umständen leben und mit Diskriminierung zu kämpfen haben. (no)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2016)

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