Vizekanzler Reinhold Mitterlehner erntet neuerlich eine Schelte aus seiner Partei.
Wien. Für seine Wirtschaftsrede vom vergangenen Freitag erntete Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) neuerlich harsche Kritik aus den eigenen Reihen – vor allem für seinen Ruf nach Arbeitszeitflexibilisierung. Wenn Mitterlehner Forderungen aufstelle, die „rechts von den Neos sind“, und die Mehrheit – die Arbeitnehmer – links liegen lasse, sei das undemokratisch, sagte Erwin Zangerl, schwarzer Vizechef der Bundesarbeitskammer und Tiroler AK-Präsident, am Montag vor Journalisten. Mitterlehners Rücktritt fordere er aber nicht: Es sei nicht richtig „zu gehen, wenn Probleme auftauchen“.
Zur Pressekonferenz geladen hatte AK-Chef Rudolf Kaske mit seinen Stellvertretern Zangerl und Günther Goach. Kaske bekräftigte die AK-Forderung nach gerechterer Verteilung von Arbeit: So seien im Vorjahr 253 Millionen Überstunden geleistet worden, davon 52 Millionen unbezahlt. Allein Letztere würden 30.000 Vollzeitstellen entsprechen, so Kaske. Auch eine Arbeitszeitverkürzung müsse man „ernsthaft diskutieren“. Bessere Rahmenbedingungen wünscht er sich zudem für Weiterbildung und Qualifikation, etwa durch ein „existenzsicherndes Qualifizierungsgeld“. Ziel müsse es sein, bis 2020 die Arbeitslosenzahl um 100.000 zu senken. (cka)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2016)