ÖVP: "Wir sind nicht Freunde im engeren Sinn des Wortes"

ÖVP-Generalsekretär Werner Amon
ÖVP-Generalsekretär Werner AmonAPA/HERBERT NEUBAUER
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Parteichef Mitterlehner sitze "stark im Sattel", der Zwist mit Klubchef Lopatka sei "erledigt", betont Generalsekretär Amon im ORF. Und: Lopatka genieße selbstverständlich das volle Vertrauen der Parteispitze.

Für ÖVP-Generalsekretär Werner Amon sind die Wogen zwischen Parteiobmann Reinhold Mitterlehner und seinem Klubobmann Reinhold Lopatka wieder geglättet, wie er Montagabend in der „ZiB 2“ betonte. ORF-Moderator Armin Wolf warf daraufhin ein, er habe im Laufe des Tages mit zahlreichen schwarzen Parteifunktionären telefoniert, und der Tenor sei dabei vielmehr gewesen: „Dieses Verhältnis ist hoffnungslos zerrüttet – und zwar nicht seit heute, sondern schon länger.“ Amon konterte: „Zunächst einmal ist das keine Glaubensfrage, sondern es gab heute ein klärendes Gespräch – und beide haben dann auch artikuliert, dass diese Irritationen ausgeräumt sind.“

Außerdem, so Amon weiter, habe Lopatka „sich entschuldigt dafür, dass er den Parteiobmann nicht über seine Vorgangsweise informiert hat“. Zur Erinnerung: Lopatka hatte gegenüber der „Kronen Zeitung“ bekundet, bei der am 4. Dezember stattfindenen Stichwahl um das Amt des Bundespräsidenten, den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer wählen zu wollen – und das, obwohl man sich in der Volkspartei darauf verständigt hatte, keine Wahlempfehlung abzugeben. Allerdings: Kurz zuvor hatte Mitterlehner selbst gemeint, er würde für den grünen Kandidaten Alexander Van der Bellen stimmen.

Am Montag gab es schließlich ein Gespräch zwischen Lopatka und Mitterlehner, der seinem Klubchef zuvor „Illoyalität“ vorgeworfen hatte. Nach der Unterredung hieß es in einer offiziellen Aussendung der Bundespartei: „Weder der Bundesparteiobmann noch der Klubobmann der ÖVP hat eine Wahlempfehlung (...) abgegeben, sondern ließ lediglich eine persönliche Präferenz erkennen.“

Rücktrittaufforderung? "Wäre mir nicht aufgefallen"

Für Amon ist die Angelegenheit jedenfalls „erledigt“, wie er im ORF betonte. Es gehe darum, „dass man miteinander auskommt“. Immerhin: „Wir sind in Funktionen gewählt und ja nicht Freunde im engeren Sinne des Wortes, sondern in eine Zusammenarbeit hinein gewählt – das bedarf einer gewissen Professionalität.“ Persönliche Befindlichkeiten dürften dabei keine allzu große Rolle spielen. Darauf angesprochen, dass – wie die „Presse“ berichtet hat – Mitterlehner Lopatka bei dem Vier-Augen-Gespräch zum Rücktritt bewegen wollte, meinte Amon, das müsse man den entsprechenden Redakteur des Artikels fragen. Er sei doch beim Gespräch dabei gewesen, meinte Wolf darauf: „Ja, aber mir wäre das nicht aufgefallen.“

Die Frage, ob der Klubobmann das volle Vertrauen des Parteichefs genieße, beantwortete Amon dann folgendermaßen: „Ja, selbstverständlich hat er jetzt das volle Vertrauen.“ Anders könne man schließlich nicht ordentlich zusammenarbeiten. Die unterschiedlichen „persönlichen Präferenzen“ im Hinblick auf die Kandidaten bei der Stichwahl, begründete Amon damit, dass es für die ÖVP eine äußert schwierige Situation sei, eben keinen solchen Kandidaten mehr zu stellen: „Daher sind wir formell übereingekommen, dass wir keine Wahlempfehlung abgeben.“ 

Ob Mitterlehner seine Entscheidung für Van der Bellen auch abgesprochen habe? „Der Parteiobmann ist immer noch der Chef“, meinte der Generalsekretär dazu. Er sehe im Verhalten des Parteiobmanns jedenfalls Größe, jemanden zu sich zu bitten und eine Aussprache anzubieten. „Ohne gleich den Stab gänzlich über jemanden zu brechen. Das kann nur ein Parteiobmann machen, der gefestigt ist und der stark im Sattel sitzt.“ Wem er selbst seine Stimme geben werde, wollte Amon übrigens für sich behalten.

Weniger rosig bewertete Politikwissenschafter Fritz Plasser im Ö1-„Morgenjournal“ die Lage in der Volkspartei. Hinter der vordergründigen Debatte über Kandidatenpräferenzen würden strategische und personelle Differenzen stecken, meinte er. Während Mitterlehner jene Funktionäre repräsentiere, die die Koalition mit der SPÖ fortsetzen wollten, stehe Lopatka für jene, die davon eine Schwächung der Partei erwarten. Dass Mitterlehner über die Medien seinen Ärger über Lopatkas „Meinung“ zum Ausdruck gebracht und dort auch ein Gespräch angekündigt hatte, „werte ich als Zeichen einer gesteigerten Nervosität des Parteiobmannes“, sagte Plasser. Es würde ihn daher „sehr wundern, wenn wir nicht Jänner oder Februar, hier doch deutlichere Bewegungen innerhalb der ÖVP beobachten könnten“.

>>> ÖVP-Generalsekretär Amon in der "ZiB2"

>>> Politologe Plasser im Ö1-"Morgenjournal"

(Red.)

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