Der 26-jährige Niko Swatek ist der Neos-Spitzenkandidat bei der Grazer Gemeinderatswahl - nicht sein erster Wahlkampf. Swatek hat in der Studentenpolitik (Medien-)Erfahrung gesammelt.
Graz. Er ist vor einer Woche 26 Jahre alt geworden und schlägt derzeit schon seinen zweiten Wahlkampf – und das erneut als Spitzenkandidat. Niko Swatek war 2015 das Aushängeschild der pinken Junos-Studierenden bei der Wahl der Hochschülerschaft (ÖH) und kandidiert nun für deren Mutterpartei, die Neos, bei der Gemeinderatswahl in Graz. Swatek hat den Sprung von der Studenten- in die Gemeindepolitik geschafft. Der erste politische Aufstieg – aber wohl nicht der letzte.
Denn innerparteilich wird Swatek politisches Können attestiert, mitunter wird er als Naturtalent bezeichnet. Im ÖH-Wahlkampf hat sich der Student der Technischen Physik gut geschlagen und erreichte 11,2 Prozent – obwohl die Uni-Politik für die pinken Studentenvertreter ein schwieriges Pflaster ist. Immerhin vertreten sie mit der Forderung nach Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren wenig populäre Positionen. Swatek präsentierte dazu aber gut vorbereitete und durchdachte Konzepte. Er arbeitete professionell. Dafür gibt es auch fast zwei Jahre später noch Lob von seiner Vorgängerin als ÖH-Spitzenkandidatin: „Er war vor allem in den Debatten während des Wahlkampfs souverän“, sagt die nunmehrige Nationalratsabgeordnete Claudia Gamon (Neos).
Swatek bezeichnet den ÖH-Wahlkampf rückblickend als „sehr lehrreich“. Dort hat er ob der vielen Interviews, Debatten und Fernsehauftritte Medienerfahrung gesammelt. Der sprachlich gewandte Student formuliert schon heute wie ein altgedienter Politiker – vorsichtig, ausweichend und erwartbar. Ein „richtig intensives Rhetoriktraining“, so sagt er, habe er aber noch nicht genossen.
Als parteiinterne Zukunftshoffnung will er sich selbst nicht sehen. „In erster Linie sehe ich mich als Hoffnung für Graz“, sagt er, um sofort in den Wahlkampfmodus überzugehen und über die „Verbotshauptstadt“ zu wettern. Die Neos werben unter dem Motto „Graz darf alles“ um eine Stimme für die Gemeinderatswahl am 5. Februar. Swateks Zielgruppe sind dabei die 100.000 Grazer unter 30 Jahren.
So gern Swatek über den Wahlkampf spricht, so ungern redet er über seine langfristigen politischen Ziele. Nur eines sei sicher: „Berufspolitiker werde ich nicht.“ Er sieht seine Zukunft in der Technik. Ein politisches Karriereziel hat er davor aber noch: „Im besten Fall werde ich Bürgermeister von Graz.“ Ihm gefallen die Wahlkampftöne.
Umstrittener Fraktionswechsel
Begonnen hat Swatek als Studentenvertreter. Die schlechten Laborbedingungen an der Technischen Uni Graz hätten ihn dazu bewogen. Er engagierte sich bei der unabhängigen Fachschaftsliste (FLÖ) und war für sie stellvertretender ÖH-Versitzender an der TU Graz. Erst später wechselte er zu den pinken Junos. Der Fraktionswechsel wurde ihm häufig angekreidet.
Dass er als Spitzenkandidat in den Grazer Wahlkampf ziehen darf, sei auch für ihn überraschend gewesen. Der Rückhalt bei den Vorwahlen hätte es möglich gemacht. Vielleicht wird ihm dieser Rückhalt parteiintern noch ganz andere Funktionen bescheren.
AUF EINEN BLICK
Die Gemeinderatswahl in Graz findet am Sonntag, dem 5. Februar 2017, statt. Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP), der beim Urnengang im Jahr 2012 auf knapp 34 Prozent der Stimmen gekommen ist, gilt auch nun als Favorit. Bei der bislang letzten Wahl landeten die Kommunisten auf Platz zwei vor der SPÖ, der FPÖ und den Grünen. Neben den etablierten Parteien treten heuer auch andere Listen an: die Piraten, Tatjana Petrovic, WIR, Neos und Einsparkraftwerk.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2017)