Pensionen: Größeres Plus als für Löhne aktiver Metaller

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Pensionisten(c) AP (Kerstin Joennson)
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Einmalzahlung für Bezieher kleiner Pensionen. Junge Wirtschaft: "Grundsätze von Arbeit und Leistung auf den Kopf gestellt." Die Pensionisten lukrieren erstmals ein höheres Plus als die aktiven Metaller.

WIEN(geme). Das gab es in der Geschichte der Lohnverhandlungen noch nie: Die Pensionisten lukrieren erstmals ein höheres Plus als die aktiven Metaller. Die SPÖ-Pensionistenchefs Karl Blecha und ÖVP-Seniorenbundobmann Andreas Khol müssen trotz ungleich besserer Ausgangslage im Vorjahr (kurz vor der Nationalratswahl wurden die Pensionen auf 3,4Prozent angehoben) über diesen Abschluss wohl mehr als zufrieden sein. Während sich die Metaller mit einer Ist-Lohnerhöhung von 1,45 Prozent begnügen müssen, gibt es für die pensionierte Klientel der Seniorenvertreter nicht nur 1,5 Prozent Inflationsabgeltung, sondern auch ein Zuckerl für Bezieher kleiner Pensionen. Sozial schwache Arbeiter der Metallindustrie gehen leer aus.

Dass die Pensionisten so gut davonkommen, verdanken sie einem Gesetzesbeschluss aus dem Jahr 2004. Seitdem muss Senioren die Teuerung abgegolten werden, als Grundlage dient der Zeitraum von August bis Juli – die 1,5 Prozent gehen also auf die Rechnung der hohen Herbstteuerung 2008.

(c) Die Presse /JV (APA)

Die Details der erst kurz vor dem gestrigen Ministerrat abgeschlossenen Verhandlungen: Pensionen bis zu einem Wert von 2466 Euro monatlich werden um 1,5 Prozent angehoben (diese Deckelung entspricht 60Prozent der Höchstbeitragsgrundlage). Darüber gibt es einen Fixbetrag von 36,99 Euro monatlich. Darunter, also für niedrige Pensionen bis 1300 Euro, wird es eine Einmalzahlung geben, für die laut Bundeskanzler Werner Faymann 35 Millionen Euro zur Verfügung stehen.

Die Pensionsanpassung wird 544 Millionen Euro kosten – Finanzminister Josef Pröll hat im Budget sogar 608 Millionen veranschlagt. Die Pensionsanpassung wird per Gesetzesbeschluss Mitte Dezember fixiert. Die Seniorenvertreter geben sich dem Verhandlungsergebnis entsprechend – und trotz ihrer ursprünglichen Forderung nach einer Erhöhung um 1,9 Prozent – zufrieden: Der auf Senioren zugeschnittene Inflationswert, der „Pensionistenpreisindex“, werde zumindest für die 1,43 Millionen Bezieher kleiner Pensionen durch die Einmalzahlung abgegolten, sagte Blecha.

Faymann (SPÖ) gestand ein, dass das Ergebnis höher sei als der ein oder andere Lohnabschluss. Allerdings müsse man bedenken, dass Pensionisten über sehr geringe Einkommen verfügen. Bei künftigen Pensionsanpassungen fielen die Einmalzahlungen nicht ins Gewicht, erklärte Josef Pröll. Die Junge ÖVP zeigte sich zufrieden, dass die Regierung den Forderungen nach einer Erhöhung von 1,9Prozent für alle nicht nachgegeben habe. Empört ist hingegen die Junge Wirtschaft. Die Grundsätze von Arbeit und Leistung in der Gesellschaft seien auf den Kopf gestellt: „Was ist das für eine Botschaft an Arbeitnehmer und Wirtschaft, wenn die Lohnerhöhungen geringer ausfallen als die Pensionserhöhungen?“, so ihr Argument.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2009)

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