"Sexismus": Bundesheer stoppt Spritztour-Spot

"Sexismus": Bundesheer stoppt Spritztour-WerbespotScreenshot youtube.com
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"Na, Lust auf eine Spritztour?" In einem Bundesheer-Werbespot laufen aufgekratzte Mädchen einem panzerfahrenden Soldaten nach. Wegen Sexismus-Vorwürfen hat das Heer den Spot zurückgezogen. Mit Video.

Nach Sexismus-Vorwürfen hat das Bundesheer den neuesten Spot seiner Marketing-Kampagne "Heer4U" von seiner Webseite entfernt. In dem Spot - den das Heer übrigens von der ukrainischen Armee abgekupfert hat - lädt ein panzerfahrender Soldat vier junge Frauen zur Panzer-Spritztour, und stiehlt damit einem Sportwagen-Fahrer die Show.

"Na, Mädels? Lust auf eine Spritztour?", fragt der Soldat. Die Frauen reagieren hysterisch, schlagen das Angebot des glatzköpfigen Audi-Fahrers aus ("Vergiss es, ich will mit großen Dingern fahren") und laufen dem Panzer hinterher. Konklusio: "Kommt zum Bundesheer, da könnt ihr Panzer fahren."

"Nackte Kanone made in Austria"

Ein kritischer "SZ"-Artikel ("Die nackte Kanone - made in Austria") brachte den Stein ins Rollen. Nach nur drei Tagen entfernte das Heer den Spot von seiner Homepage. Die Werbung wird auch nicht in österreichischen Medien geschaltet. "Das Bundesheer will im Rahmen ihrer Info-Kampagnen keine Gefühle verletzen", sagt Sprecherin Ute Axmann im Gespräch mit DiePresse.com.

Schlecht findet sie den Spot an sich nicht: Werbung habe ja den Sinn, Aufmerksamkeit zu erregen. Bei den 14- bis 18-Jährigen, auf die die "Heer4U"-Kampagne abzielt, funktioniere das gut. Johann Millonig von der Heeres-Marketingabteilung sieht das ähnlich: Der Spot sei "so deppert, dass er schon wieder genial ist", sagt er gegenüber der SZ.

"Heer4U"-Spot

Nachdem das Bundesheer eine "öffentliche Institution" sei, findet Sprecherin Axmann die Reaktion, den Spot zu entfernen, aber richtig. Wie viel - öffentliche - Gelder durch den gefloppten Spot versickert sind, ist nicht zu erfahren.

"Absolut unterste Schublade"

"Super", kommentiert Judith Götz, ÖH-Referentin für feministische Politik im Gespräch mit DiePresse.com die Entscheidung. Der Spot sei "absolut unterstes Niveau". Darin würden Frauen als sexualisierte Objekte dargestellt, und Geschlechterbilder reproduziert, die nicht zeitgemäß seien. Vor allem "in einer Zeit, in der das Bundesheer auch Frauen anwerben möchte", ist das für Götz "unterste Schublade".

Der Spot sollte Werbung für das Bundesheer im Rahmen der Aktion "Heer 4 You" machen. Die Kampagne, die im Juni 2009 gestartet wurde, will Jugendliche über Karrieremöglichkeiten beim österreichischen Bundesheer informieren. Der "Spritztour"-Spot ist freilich abgekupfert: Die ukrainische Armee schaltete ein Filmchen mit exakt derselben Handlung bereits vor zwei Jahren.

Ukrainischer Spot

(beba)

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