Strache: "Ich bekomme regelmäßig Morddrohungen"

(c) Michaela Bruckberger
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FPÖ-Chef Strache im "Presse"-Interview über Leibwächter, Medienmanipulation, Schwarz-Blau und „Wir sind Kaiser“. "Die SPÖ lässt sich von der ÖVP durchs Parlament ziehen", sagt Strache.

„Die Presse“: Täuscht das Gefühl, dass die Aussichten der Freiheitlichen auf eine Regierungsbeteiligung kaum je so schlecht waren?

Heinz-Christian Strache: Ganz im Gegenteil. Wir hatten Phasen, wo wir schon prozentuell dazu gar nicht in der Lage gewesen wären. Jetzt hat die FPÖ in Umfragen 20Prozent.

Weder Werner Faymann noch Josef Pröll wirken, als hätten sie Lust auf einen Vizekanzler Strache.

Strache: Aber nach der nächsten Nationalratswahl ist die Chance für uns sehr groß, Verantwortung zu übernehmen. Die SPÖ hat sich wegen ihrer Ausgrenzungsstrategie selbst aus dem Spiel genommen und lässt sich von der ÖVP am Nasenring durchs Parlament ziehen. Die ÖVP lebt diese Ausgrenzung nicht und ist als Gesprächspartner sehr wohl für zukünftige Konstellationen offen.


Josef Pröll hat Sie aber schon einmal im „Hooligansektor“ gesehen.

Strache: Damals hat er aber übersehen, dass wir beide Spieler im Feld sind, ich daher gar nicht im Hooligansektor sitzen kann.

In der Steiermark soll bereits Schwarz-Blau vorbereitet werden.

Strache: Unsinn. Es geht um die Frage, wer bereit ist, mit uns etwas umzusetzen.


Wären Sie in der Bundesregierung: Wie würden Sie mit einem notwendigen dritten Erstaufnahmezentrum für Asylwerber umgehen?

Strache: Es wird kein weiteres Zentrum notwendig sein, wenn endlich der Asylmissbrauch in Österreich abgestellt würde und all jene, die über sichere Drittstaaten zu uns kommen, auch schnell wieder in diese zurückgeschickt würden.

Das geht doch auch wegen des bürokratischen Procederes in den Drittstaaten nicht so schnell.

Strache: Das wird zwar behauptet, entspricht aber nicht der Realität. Ich bin außerdem für Erstaufnahmezentren an der EU-Außengrenze.

Warum kritisieren Sie Innenministerin Fekter? Diese rückt doch ohnehin immer mehr nach rechts.

Strache: Sie ist mit der Kriminalitätsentwicklung heillos überfordert, fällt aber nur mit starken Worten auf. Alleine in Wien brauchen wir 1500 Exekutivplanstellen mehr. Unter Rot-Schwarz gab es einen Spitzenwert beim Personalbbau...

...der unter Schwarz-Blau begonnen wurde. Ein Fehler?

Strache: Selbstverständlich. Das war auch mit ein Grund, warum ich damals als Landespolitiker die Parteispitze so sehr kritisiert habe.

Sie kritisieren, dass die Bundesregierung die Budgetsanierung verschiebt. Was würden denn Sie tun?

Strache: Wir haben die höchste Steuerbelastung der Zweiten Republik. Das erzeugt eine Flucht in den Schwarzmarkt. Eine deutliche Steuersenkung würde, gemeinsam mit der Bekämpfung der Schwarzarbeit, dazu führen, dass der Staat mehr Steuereinnahmen hat. Derzeit zerbricht der Mittelstand. Wir zahlen den Banken Milliarden, zwingen sie aber nicht, dieses Geld wieder für kleinere und mittlere Unternehmen einzusetzen.

Jetzt klingen Sie fast so, als wären Sie Generalsekretär der Industriellenvereinigung und nicht selbst ernannter Retter des kleinen Mannes.

Strache: Wir sind eine Partei der Leistungsträger, da darf man nicht einen gegen den anderen ausspielen.

Aber machen denn nicht gerade Sie genau das? Zum Beispiel Inländer gegen Ausländer?

Strache: Nein! Mir geben oft gerade Zuwanderer recht. Es gibt ja zum Beispiel auch viele laizistische, westliche Türken, die sich sehr positiv integriert haben. Ich differenziere da schon.

Trotzdem lebt Ihre Politik von der Zuspitzung, daher erwarten alle für Wien einen besonders grauslichen Wahlkampf.

Strache: Wenn einer von Hass gesprochen hat, dann war es der Bürgermeister Häupl. Ich werde mit den besseren Lösungsvorschlägen kommen.

Haben Sie ein problematisches Verhältnis zu den Medien?

Strache: Manchmal bin ich wirklich entsetzt, wie manipulativ über mich berichtet wird.

Ernten Sie vielleicht den Sturm, den Sie säen? Sie sind selbst sehr hart.

Strache: Wenn jemand hart und offen Probleme anspricht, berechtigt das niemanden, über diesen Menschen Lügen zu verbreiten, wie „Österreich“ oder „News“ das tun. Das kennt man aus totalitären Regimen.

Sie sagen, dass Sie Morddrohungen erhalten haben. Wie gehen Sie damit um? Haben Sie Leibwächter?

Strache: Ich bekomme regelmäßig Morddrohungen, daher sind karenzierte Exekutivbeamte zu meiner Sicherheit abgestellt, damit tätliche Angriffe, mit denen ich immer wieder konfrontiert bin, verhindert werden.

Wer zahlt das?

Strache: Die Partei.

Haben Sie manchmal Angst?

Strache: Für mich gilt der Rousseau-Spruch: „Ich lebe lieber in gefährlicher Freiheit als in ruhiger Knechtschaft.“ Zum Beispiel hat dieser Mohamed Mahmoud (2008 wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung in Österreich verurteilt) einen Mordanschlag auf mich geplant. Aber ich lasse mich von solchen Sachen nicht beeindrucken.

Apropos Mut: War es ein Fehler, zu „Wir sind Kaiser“ zu gehen?

Strache: Bei der fünften Anfrage habe ich zugesagt, weil ich nicht feig sein wollte. Vor der Sendung hat Herr Palfrader mir gesagt, dass er meinen Mut bewundere. Dass er in der Sendung nicht schön agieren wird, war mir klar. Dass er es dann aber so tief gestaltete, hat aus der Sicht des neutralen Beobachters eher ihm als mir geschadet. Meine Anhänger waren darüber entsetzt, meine Gegner haben sich wahrscheinlich gefreut. Es hätte sich gehört, dass mich Herr Palfrader mit ein paar Sätzen zu Wort kommen lässt. Humor ist aber, wenn man trotzdem lacht.

Wann werden Sie denn Barbara Rosenkranz als Präsidentschaftskandidatin präsentieren?

Strache: Ich werde nicht zulassen, dass es nur einen Präsidentschaftskandidaten gibt. Wir werden überlegen, welche Persönlichkeit dafür am besten geeignet ist, Sie haben eine mögliche Kandidatin genannt. Aber vielleicht gibt es ja noch einen anderen Kandidaten aus einer anderen Partei.

Warum treten Sie nicht selbst an?

Strache: Sag niemals nie. Das werden die Parteigremien beraten.

ZUR PERSON

Heinz-Christian Strache
(40) ist seit April 2005 FPÖ-Chef. Damals spaltete sich Jörg Haider ab. Der gelernte Zahntechniker war davor in der Wiener Landespolitik tätig. Bei der Wien-Wahl (voraussichtlich 10.Oktober) wird er als Spitzenkandidat antreten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2010)

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