Land der Zwerge: Die Möchtegern-Präsidenten

(c) APA (Gert Eggenberger)
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Politisch klein, doch ambitioniert: Ein Sex-Hotline-Betreiber, ein echter und ein unechter Habsburger sowie ein „Fundi“ sind bei der Hofburg-Wahl am Start.

Wien. Von wegen Alleingang für Heinz Fischer: An Politzwergen, die gegen das Staatsoberhaupt antreten wollen, mangelt es nicht. Da gibt es etwa den Sex-Hotline-Betreiber Wolfgang Pöltl (48), der nach der Wahl am 25.April in die Hofburg einziehen will. Seine Partei hat der Steirer ganz bescheiden nach sich selbst benannt: Seine PFÖ bedeutet nämlich schlicht „Pöltl für Österreich“. Vor allem das Thema Sozialbetrug hat es Pöltl angetan. Auf seiner Homepage fordert er sogar dazu auf, Sozialbetrüger an ihn zu verpetzen.

Pöltl hat schon bei der letzten Wahl gegen Fischer kandidieren wollen, scheiterte aber an den nötigen Unterstützungserklärungen. Bereits zum dritten Mal versucht es heuer der Ex-Richter Martin Wabl. In die Schlagzeilen geriet Wabl, weil er der Mutter von Natascha Kampusch vorgeworfen hatte, an der Entführung ihrer Tochter beteiligt gewesen zu sein. Die Mutter klagte Wabl erfolgreich.

Neu im Rennen um das höchste Amt im Staat ist Thomas Dolina. Er will mit 38 der bisher jüngste Präsident in der Geschichte Österreichs werden. Dafür posiert Dolina (auch ohne Habsburgerstammbaum) im k.u.k.-Outfit und sucht per Casting eine First Lady. Eine humorvolle Frau mit starken Nerven, kleinen Füßen und großem Herz solle sie sein, betont Dolina. Starke Nerven würden auch die Abgeordneten brauchen, wenn Dolina Bundespräsident wird. Er will nämlich die vom Parlament verabschiedeten Gesetze nur dann unterzeichnen, wenn sie ihm auch selbst gefallen. Dolina – er verdient sein Geld mit Kinder- und Jugendzeitschriften – ist Mitglied beim BZÖ Wien, will aber unabhängig von seiner Partei kandidieren. „Die nehmen meine Kandidatur nicht ernst“, so der „Jugend-Kandidat“.

Sehr ernst nimmt Rudolf Gehring (61) seinen Glauben. Der Kandidat der „Christen“ freut sich, wenn er als „Fundi“ bezeichnet wird. Denn ein festes Fundament sei wichtig. Der niederösterreichische Unternehmer kämpft gegen die Abtreibung, für Kreuze in Klassenzimmern und gegen die Homo-Partnerschaft. Überdies unterstützte Gehring die Demonstrationen gegen den Ausbau eines islamischen Zentrums in Wien.

Historiker Raimund Bahr lockt mit Barem: Er verspricht seinen Wählern ein bedingungsloses Grundeinkommen von rund 1000 Euro. Bahr sitzt momentan für eine Bürgerliste im Gemeinderat von Sankt Wolfgang im Salzkammergut. Seit 25 Jahren im Ausland wohnt Johann Klawatsch. Der 60-jährige Bautechniker will aber von Deutschland nach Österreich zurückkehren, wenn er als Bundespräsident gewählt wird. Klawatsch plant überdies ein „Volksbegehren für Menschsein und Demokratie“.

März ist der Monat der Wahrheit

Die Kandidatur aller Anwärter ist aber mehr als unsicher. Denn zwischen 2. und 26.März müssen 6000 Unterstützungserklärungen erreicht werden. Ein zusätzliches Problem hat der Kärntner Grün-Politiker Ulrich Habsburg-Lothringen. Mitglieder seiner Dynastie dürfen laut Verfassung niemals Bundespräsident werden. Habsburg-Lothringen will aber trotzdem Unterschriften sammeln und bei einer Untersagung seiner Kandidatur Klage beim Höchstgericht einbringen. Rechtsexperten geben dieser allerdings kaum Chancen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2010)

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