ÖVP fordert mehr Aktivität für Jugendgesundheit

(c) AP (Franka Bruns)
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Fettleibigkeit, Bewegungsmangel, Rauchen, psychische Probleme: VP-Gesundheitssprecher Rasinger will gegensteuern. Kampagnen werden allerdings nicht reichen, er will konkrete Gesundheitsziele formulieren.

WIEN. Die unrühmliche Statistik liefert die OECD. Österreichs Jugendliche leben viel zu ungesund. Sie rauchen und trinken mehr als andere. In keinem Land greifen mehr 15-Jährige regelmäßig zur Zigarette. 36 Prozent der 15-jährigen Mädchen und 41 Prozent der gleichaltrigen Buben waren schon mindestens zweimal betrunken. Und innerhalb von fünf Jahren hat sich der Anteil der fettleibigen Jugendlichen fast verdoppelt. In keinem anderen OECD-Land ist das so krass.

So weit, so schlimm. Noch ärger sei, so ÖVP-Gesundheitssprecher Erwin Rasinger, dass offenbar niemand etwas dagegen unternehmen will. „Es fehlt jedweder Plan. Dabei brauchen wir dringend einen nationalen Aktionsplan zur Hebung der Jugendgesundheit.“ Dazu gehöre vor allem Aufklärung – auch für die Eltern – und Präventionsarbeit. „Der Fonds gesundes Österreich hat aber gerade einmal sieben Millionen Euro für Kampagnen“, ärgert sich Rasinger. Eine Summe, die noch dazu seit Jahren gleich bleibt. Allein die Tabaksteuer bringt ein Vielfaches ein. „Die Einzige, die derzeit etwas zur Hebung der Gesundheit tut, ist Verkehrsministerin Bures mit ihrer Kampagne gegen Alkohol am Steuer. Genauso gehört es“, lobt Rasinger die Ministerin. Man müsse den Eltern ihre Verantwortung klarmachen. Sie müssten für eine gesunde Jause sensibilisiert werden und auch dafür, einmal den Fernseher abzudrehen und die Kinder zum Sport zu animieren. Und natürlich müssten auch die Schulen mithelfen.

Kampagnen allein werden allerdings nicht reichen. Rasinger will deshalb konkrete Gesundheitsziele formulieren. Zum Beispiel, dass binnen fünf Jahren das kindliche Übergewicht um 20 Prozent reduziert werden muss oder im selben Zeitraum die Raucherquote um 20 Prozent reduziert wird. „Der Motor dafür muss der Gesundheitsminister sein“, fordert Rasinger. Und er ist überzeugt: „Wenn wir das nicht schaffen, kommt eine Kostenlawine auf uns zu.“

Zwei-Klassen-Medizin für Kinder

Dabei wäre es so einfach und durchaus vertretbar, auf die Schnelle 70 Millionen Euro in die Kindergesundheit zu investieren. Allein der Umstand, dass es für den umsatzstärksten „Magenblocker“ neuerdings ein Generikum gibt, spare den Krankenkassen jährlich genau diese Summe. Rasinger würde in drei Bereiche investieren: Für behinderte und sprachgestörte Kinder ist das Angebot spärlich und oft nur mühsam über chefärztliche Bewilligungen zu bekommen. In der Kinderpsychiatrie sieht es noch düsterer aus. „Umgelegt auf den deutschen Standard bräuchten wir österreichweit 100 Kassenstellen für Kinderpsychiater. Wir haben einen“, so Rasinger. Und das in Zeiten steigender Depressionen, Spiel- und anderer Süchte oder Zappelphilipp-Syndrome.

Schließlich kritisiert Rasinger, selbst praktischer Arzt, dass es für Kinder keine Rehabilitation gibt und die Eltern – ohne dafür arbeitsfrei zu bekommen – mit ihren Kindern nach Deutschland ausweichen müssen. „Da liegen wir echt katastrophal, das ist schlicht nicht zu tolerieren.“ Den ÖVP-Gesundheitssprecher wundert, dass eine derartige Zwei-Klassen-Medizin „so vielen wurscht ist – noch dazu bei Kindern“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2010)

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