FPÖ: Die nicht mehr ganz so "Glorreichen Sieben"

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FPoe nicht mehr ganz(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Die angekündigten "Glorreichen Sieben", die den Parteichef künftig in der Öffentlichkeit unterstützen werden, gibt es in der Form doch nicht. Inzwischen neun "Hoffnungsträger" sollen Strache zur Seite stehen.

Wien. Heinz-Christian Strache wollte diesmal lieber über Griechenland und den Euro reden. Langatmig breitete er am Dienstag auf einer Pressekonferenz seine Sicht der Entwicklungen auf europäischer Ebene aus. Und nur kurz am Rande beschäftigte er sich mit dem Richtungsstreit in der eigenen Partei. Oder über den „Nicht-Richtungsstreit“, wie FPÖ-Politiker aller Richtungen nicht müde werden zu betonen.

Auffällig jedenfalls: Strache lobte diesmal demonstrativ seine Parteikollegen Martin Graf, Andreas Mölzer und Barbara Rosenkranz. Jene Politiker also, die nach Ansicht des FPÖ-Chefs in Zukunft eine weniger bedeutende Rolle in der Partei spielen sollten. Den Dritten Nationalratspräsidenten Graf hatte er im Wiener Wahlkampf (Graf ist Bezirksobmann von Wien Donaustadt) nur in einer Randrolle sehen wollen, den Parteiideologen Mölzer hatte er vor wenigen Tagen öffentlich gerüffelt. Und Rosenkranz gehört nicht erst seit der verunglückten Präsidentschaftskandidatur zu den innerparteilichen Gegenspielern des FPÖ-Chefs.

Dem vorangegangen war am Montag eine mehrstündige Vorstandssitzung, in der Strache seine Vorstellungen einer Öffnung der Partei kund tat: Die FPÖ dürfe kein Geschichtsverein sein und auch kein Hort des Neoliberalismus. Ersteres war an die Burschenschafter-Fraktion gerichtet, der Adressat des zweiten Vorwurfs ist unklar. Mit neoliberalen Vorstellungen hat sich in der FPÖ bisher noch niemand hervorgetan. Heftige Kritik Straches gab es auch an jenen, die eine Feier in einem anrüchigen Gürtel-Etablissement abgehalten haben – samt Prügelei und Auftritt des bekannten Neonazis Gottfried Küssel. Derartiges zeichne kein gutes Bild von der Partei in der Öffentlichkeit.

Die Burschenschafter – sie bilden den Kern der FPÖ-Parteigremien – nahmen es zur Kenntnis und ließen Strache auch bei der personellen Neupositionierung gewähren. Die vorher angekündigten „Glorreichen Sieben“, die den Parteichef künftig in der Öffentlichkeit unterstützen werden, gibt es in der Form freilich doch nicht. Inzwischen sind es schon neun „Hoffnungsträger“, die ihm zur Seite stehen sollen.

Von 17 auf 30 Prozent

Mit ihnen soll es gelingen, von den derzeit 17 Prozent in den Meinungsumfragen zu einer Großpartei mit 30 Prozent zu wachsen. Ein Vorhaben, das für den Meinungsforscher Peter Ulram (GfK) nur schwer zu erreichen sein wird. Ulram glaubt, dass die momentane leichte Schwäche der Freiheitlichen nicht nur vom etwas verunglückten Hofburg-Wahlkampf herrührt: Die FPÖ sei „monothematisch“ mit dem Ausländer- und dem Sicherheitsthema verbunden. Es sei fraglich, ob es den Blauen gelinge, auch bei den drängenden Wirtschaftsfragen Kompetenz zu vermitteln. In diesem Feld trauen ihnen die Österreicher nur wenig zu.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.05.2010)

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