Er wollte das "heilige" Hanappi-Stadion abreißen lassen, jetzt wird Polizist und ÖAAB-Funktionär Wolfgang Gerstl nicht-amtsführender ÖVP-Stadtrat im Rathaus.
Mit dem ehemaligen Landesgeschäftsführer Wolfgang Gerstl (49) zieht für die ÖVP ein gelernter Polizist als einziger schwarzer nicht-amtsführender Stadtrat in den Wiener Stadtsenat ein. Er setzte sich am Freitag in einer Kampfabstimmung gegen die amtierende VP-Stadträtin und Wirtschaftsbund-Funktionärin Isabella Leeb mit 27 zu 20 Stimmen durch. Gerstl gelobte dann auch, die Wirtschaftsbund-Interessen künftig zu berücksichtigen.
Politisch kommt Gerstl - wie Landesparteichefin Christine Marek - aus dem schwarzen Arbeitnehmerbund. 1993 wurde er ÖAAB-Obmann in Penzing, seit 1996 ist er Bezirksparteichef im selben Bezirk. 1997 wurde er zum Landesgeschäftsführer der Wiener ÖVP bestellt. Ihm folgte Norbert Walter.
Als Verkehrssprecher machte sich Gerstl dann unter anderem für den Bau einer U-Bahnlinie U5, die Bekämpfung des Rowdytums unter Radfahrern oder ein neues Verankerungssystem für Verkehrsschilder stark.
"Heilige Orte versetzt man nicht"
Im Sommerloch sorgte der fünffache Familienpapa zudem mit seiner Forderung nach einem Abriss des Hanappi-Stadions für Aufregung.Wegen der Lärmbelästigung sollte der Klub nach Auhof übersiedeln, schlug Gerstl vor. Nach einer Welle der Empörung musste sich sogar die später glücklose VP-Spitzenkandidatin Marek einschalten: "In der Wiener Fußball-Landschaft gibt es heilige Kühe und heilige Orte – nicht umsonst heißt das Rapid-Stadion auch St. Hanappi. Und heilige Orte versetzt man nicht."
Vor seinem kommunalpolitischen Engagement war Gerstl viele Jahre lang im Verteidigungsministerium und davor in der Wiener Polizeidirektion tätig. Im Brotberuf leitet er das österreichische Landeszentralbüro der internationalen Polizeieinheit Interpol.
(APA/Red.)