Wien-Wahl: Jukić soll Grundmandat für die ÖVP holen

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Schwimm-Star Dinko Jukić tritt als Quereinsteiger für die VP bei der Wien-Wahl an, die damit einen kleinen Sieg über die SPÖ feiert. Der Bruder von Mirna Jukić soll ein Grundmandat erobern und Migranten ansprechen.

Wien. Es ist ein wunderschöner Sommertag und Wiens VP-Chefin Christine Marek strahlt mit der Sonne um die Wette, lächelt zufrieden in unzählige Kameras und genießt diesen Moment. Selten, dass die Wiener ÖVP so viel mediale Aufmerksamkeit bekommt. Selten, dass die mediale Aufmerksamkeit dann nichts mit parteiinternen Querelen zu tun hat.

Doch an diesem Montag kann Marek einen Treffer landen und einen der prominentesten und erfolgreichsten Sportler Österreichs als Quereinsteiger für die Wien-Wahl am 10. Oktober präsentieren - und nebenbei einen kleinen Triumph über die SPÖ feiern: Während sich die Bürgermeisterpartei von Michael Häupl engagiert aber vergeblich um die prominente Schwimmerin Mirna Jukic als SPÖ-Quereinsteigerin für die Wien-Wahl bemüht hat, konnte die ÖVP deren Bruder Dinko, ebenfalls Spitzensportler und Aushängeschild des österreichischen Schwimmsports (Junioren-Weltmeister, EM-Gold und EM-Silber 2008 in Rijeka) als Quereinsteiger gewinnen („Die Presse" berichtete über Dinko Jukićs bevorstehende Kandidatur exklusiv am vergangenen Donnerstag).

Er soll am 10. Oktober bei der Wien-Wahl ein Grundmandat für die ÖVP in Meidling erobern - obwohl er im sechsten Bezirk wohnt. „Eine bewusste Kampfansage in einem Bezirk, in dem wir der SPÖ ein (Grund-)Mandat abknöpfen wollen und mit Dinko Jukić auch werden", erklärt Marek, die den Österreicher mit kroatischen Wurzeln an allen (Wahl)Fronten einsetzen will.

In Meidling hat die VP bei der Wien-Wahl 2005 das Grundmandat nur um wenige Stimmen verfehlt. Diese Stimmen soll Jukić mit dem „Promi-Bonus" holen, womit das Grundmandat von der SPÖ zur ÖVP wandern würde. Marek: „Dinko Jukić ist es im Sport gewohnt, um Hundertstel zu kämpfen und Wettkämpfe für sich zu entscheiden. Das wird ihm auch im zwölften Bezirk gelingen."

"Bin es gewohnt, ins kalte Wasser zu springen"

Bei diesen Worten nickt der Neo-Politiker, der Medienrummel gewöhnt ist, bestimmt: „Ich bin es gewohnt, tagtäglich ins kalte Wasser zu springen - diesmal ins kalte Wasser der Politik."
Während der Spitzensportler ein Interview nach dem anderen gibt, träumt mancher in der ÖVP davon, dass Dinko Jukić sich als ganz großer Glücksgriff erweist; wenn er bei der Schwimm-EM (9. bis 15. August in Budapest) wieder Medaillen sammelt. Dann würden nicht nur die Österreicher jubeln, sondern auch die VP-Strategen in einem Freudentaumel versinken.

Einige Aussagen von Jukić lassen aufhorchen. Beispielsweise wenn der in Dubrovnik (Kroatien) geborene Sportler, der 1999 nach Österreich kam, dezidiert fordert, dass Migranten die deutsche Sprache beherrschen müssen.

Jukić ist in der ÖVP-Taktik noch eine weitere Rolle zugedacht. Der 21-Jährige bekommt einen Platz auf der ÖVP-Landesliste. Allerdings auf einem hinteren Platz, weshalb er auch einen Vorzugsstimmen-Wahlkampf führen wird. Marek: „Wichtig ist: Man kann Jukić in ganz Wien wählen." Damit ist unsicher, ob Jukić den Sprung in den Gemeinderat schafft. Der Einzug über ein Grundmandat ist schwierig, aber realistisch. Der Weg über die Landesliste per Vorzugsstimmen-Wahlkampf (mehr als 10.000 Vorzugsstimmen) ist unwahrscheinlich; hier soll Jukić aber als prominentes Zugpferd in ganz Wien Stimmen für die ÖVP holen.

Die dritte Rolle für Jukić: Als Österreicher mit kroatischen Wurzeln, der perfekt Deutsch spricht und ein Musterbeispiel für Integration ist, soll er für die VP Stimmen aus der Community von Jugoslawiens Nachfolgestaaten holen. Dementsprechend definiert Jukić seine politischen Schwerpunkte: Sport und Integration: In der Stadt Wien gebe es gerade im Sportbereich Fehlinvestitionen.

„Schlecht machen ist kein Programm", kritisierte Ex-Turmspringerin Anja Richter die Aussagen von Jukić. Die prominente Sportlerin tritt am 10. Oktober gegen Jukić an - sie steht auf der SPÖ-Landesliste.

("Die Presse" Printausgabe vom 6. Juli 2010)

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