Honsik: "Auf deutschem Boden keine Gaskammern"

Honsik: ''Auf deutschem Boden keine Gaskammer''
Honsik: ''Auf deutschem Boden keine Gaskammer''Holocaust-Leugner Gerd Honsik (c) APA (Herbert Pfarrhofer)
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Holocaust-Leugner Gerd Honsik muss sich wieder wegen NS-Wiederbetätigung vor Gericht verantworten. Dabei reitet er Attacken gegen Simon Wiesenthal und leugnet Gaskammern. Er sei ein Nelson Mandela.

Schreiduelle und heftige Wortgefechte zwischen Richter Andreas Böhm und Strafverteidiger Herbert Schaller standen am Beginn eines neuerlichen Prozesses gegen Holocaust-Leugner Gerd Honsik, der am Dienstag am Wiener Straflandesgericht über die Bühne gegangen ist. Der 68-Jährige muss sich neuerlich wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung verantworten.

Die Anklagebehörde machte zwei Bücher Honsiks zum Prozessgegenstand, weil das Wiener Oberlandesgericht (OLG) vor vier Monaten die aufgrund von 1997 bis 2003 von Honsik veröffentlichten Ausgaben der Zeitschrift "Halt!" verhängte Strafe von fünf auf vier Jahre Haft reduziert hat.

"Geschichtsfälscher", "Blender", "Propagandamaschine"

Während die Staatsanwaltschaft den Angeklagten als "Blender", "Geschichtsfälscher" und "Propagandamaschine" bezeichnete, dessen bisher 21 Verurteilungen eine "bedeutende Verbrecherkarriere" darstelle, attestierte Verteidiger Herbert Schaller seinem Mandanten, er sei "kein asoziales Element".

Richter verliert die Contenance

Honsik habe "immer in Arbeit gestanden" und eine Familie gegründet. Seine drei Kinder sowie seine acht Enkel seien allesamt "anständige Menschen" und "gut erzogen". Als Schaller dann auch noch viele Jahre zurückreichende Verurteilungen zu zerpflücken begann, die nicht Verhandlungsgegenstand waren, platzte Richter Böhm erstmals der Kragen. Lautstark forderte er den Verteidiger auf, "endlich zur Sache zu sprechen". Eineinhalb Stunden und etliche Schreiduelle später verhängte Böhm etwas entnervt die erste Verhandlungspause. Zuvor war Schaller selbst haarscharf an Aussagen vorbeigeschrammt, die ihm als Wiederbetätigung angelastet hätten werden können. Auf die wiederholte Frage, ob er, Schaller, selbst behaupte, es hätte keine Gaskammern gegeben, wich der Strafverteidiger immer wieder aus. Als einer "Anhänger" Honsiks im Zuschauerbereich den Ausführungen Schallers auch noch applaudierte, wurde er des Saales verwiesen.

Attacken gegen Wiesenthal

Holocaust-Leugner Gerd Honsik vor Gericht
Holocaust-Leugner Gerd Honsik vor Gericht(c) APA (Herbert Pfarrhofer)

"Ich haben in diesen zwei Büchern nur Wahrheiten gesagt." Das waren nach knapp zwei Stunden Verhandlung die ersten Worte von Gerd Honsik beim Prozess am Dienstag im Wiener Straflandesgericht. Auch er lieferte sich - wenn auch wesentlich unaufgeregter - zahlreiche Rededuelle mit dem Richter, der ihn bezüglich seiner Wortwahl regelmäßig warnte: "Sie bewegen sich auf dünnem Eis." Honsik ließ sich davon aber nicht beeindrucken und ritt wilde Attacken gegen den bereits verstorbenen jüdischen Publizisten Simon Wiesenthal.

"Verfolgt wie Mandela"

Er, Honsik, habe den Begriff Holocaust nur deshalb unter Anführungszeichen gesetzt, weil "ich empört bin, dass man diesen Völkermord nach einem Hollywood-Propaganda-Film benennt. Das finde ich geschmacklos." Überdies habe Wiesenthal "individuelle Verbrechen erfunden". Und als Draufgabe: "Es gab auf großdeutschem Boden keine einzige Gaskammer, dabei bleibe ich. Hier endet die 65-jährige Lüge von den Gaskammern in Mauthausen und Dachau - und ich wurde 25 Jahre lang verfolgt, wie Nelson Mandela." Die Gaskammern in Mauthausen seien übrigens im Nachhinein eingebaut worden, so Honsik.

"Einseitige Geschichtsschreibung bei Nürnberger Prozessen"

Auf die Frage des Richters nach etwaigen Schlüsselerlebnissen, die Honsik "so werden" ließen, berichtete der 68-Jährige, dass ihn einst ein Jugendlager-Kommandant an das Bekenntnis zum "alten Österreich" sowie zur "alten Hymne" erinnert habe. Weiters sprach Honsik von "einseitiger Geschichtsschreibung bei den Nürnberger Prozessen", was ihm abermals den Hinweis des Richters bescherte, damit würde er gegen das Verbotsgesetz verstoßen.

Honsik vertrat die These, dass in den Plan von der Vernichtung der Juden lediglich 200 Menschen eingeweiht worden waren und dieser strengster Geheimhaltung unterlag. "Ich leugne die in der Öffentlichkeit verübten Verbrechen, die durch den Staat (das Dritte Reich, Anmerkung) nicht gedeckt waren", sagte Honsik. Und weiter: "Sechs Millionen Deutsche werden uns unterschlagen und ich werde als Lügenonkel dargestellt."

Zweimal musste der Richter die Verhandlung unterbrechen, weil sich der zweite Verteidiger Honsiks unaufgefordert zu Wort meldete.

Weil die Verteidigung 65 Beweisanträge eingebracht hat, wurde die Verhandlung auf 9. September vertagt.

(APA/Red.)

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