Heereskampagne als Machtbeweis der "Krone"

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Seit Wochen fährt die Krone eine Kampagne gegen die Wehrpflicht. Erstmals seit dem Tod von Hans Dichand demonstriert die Zeitung wieder ihren politischen Einfluss. Die SPÖ dürfte den Zuruf verstanden haben.

Wien/red. „Die allgemeine Wehrpflicht ist sinnlos und viel zu teuer.“ Oder auch: „Aussetzung der Wehrpflicht – Deutschland macht, was bei uns längst fällig ist.“ Seit Wochen schon beherrscht das Thema Wehrpflicht die Berichterstattung der „Kronen Zeitung“, die Stoßrichtung ist klar. Ob in Artikeln, Kommentaren oder den Leserbriefen – es ist eine der größten Kampagnen der vergangenen Jahre, die die Zeitung derzeit gegen die Wehrpflicht fährt. Das Besondere daran: Es ist auch die erste seit dem Tod von „Krone“-Gründer und Herausgeber Hans Dichand im Juni.

Den Erfolg scheint das nicht zu mindern: Die SPÖ – in der Person von Wiens Bürgermeisters Michael Häupl, der mitten im Landtagswahlkampf steckt – dürfte den Zuruf verstanden haben. Und nährt damit einmal mehr den Vorwurf, die Innenpolitik hänge am „Gängelband“ der auflagenstarken Tageszeitung. Vor allem der SPÖ und Bundeskanzler Werner Faymann wird ein enges Verhältnis zur „Krone“ nachgesagt.

Der Kanzler und das „EU-Theater“

Als Machtbeweis gilt nicht zuletzt jener berühmte Brief an die „Krone“, in dem der damalige Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und SPÖ-Chef Faymann eine Volksabstimmung bei künftigen EU-Vertragsänderungen forderten, nachdem die „Krone“ gegen das „EU-Theater“ kampagnisiert hatte.

Erfolge feierte die „Krone“ im Kampf um die Hainburger Au und mit ihrem Nein zum AKW Zwentendorf (das nie in Betrieb ging). Und auch für eine Volksbefragung über die allgemeine Wehrpflicht hat sich Hans Dichand in den 1990er-Jahren schon einmal starkgemacht. Damals ohne Erfolg.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.10.2010)

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