Umfrage: 54 Prozent für Abberufung von Türkei-Botschafter

ARCHIVBILD: T�RKISCHER BOTSCHAFTER TEZCAN
ARCHIVBILD: T�RKISCHER BOTSCHAFTER TEZCAN(c) APA/ROBERT JAEGER (Robert Jaeger)
  • Drucken

47 Prozent halten Tezcans Kritik für zumindest teilweise berechtigt, sagt eine OGM-Umfrage. Besonders Ältere wollen Kadri Ecvet Tezcan gehen sehen. Ein Integrations-Staatssekretariat lehnen die Befragten ab.

Nach dessen scharfer Kritik an seinem Gastland wünschen sich 54 Prozent der Österreicher eine Abberufung des türkischen Botschafters Kadri Ecvet Tezcan. 32 Prozent meinen, dass Tezcan bleiben soll, ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts OGM im Auftrag der Tageszeitung "Kurier". Dabei zeigen sich aber deutliche Generationsunterschiede: Während die Unter-30-Jährigen mehrheitlich für einen Verbleib Tezcans in Österreich sind (43 zu 32 Prozent), will eine breite Mehrheit der Über-50-Jährigen eine Abberufung (61 zu 33 Prozent).

47 Prozent halten die Kritik Tezcans an der österreichischischen Integrationspolitik zumindest für teilweise berechtigt (zwölf Prozent berechtigt, 35 Prozent teilweise berechtigt), 48 Prozent weisen sie als unberechtigt zurück. Auf die Frage, wer mehr zur Integration beitragen soll, nennen 51 Prozent die Türken und lediglich sieben Prozent die Österreicher. Allerdings sehen 39 Prozent der Befragten beide Bevölkerungsgruppen in der Pflicht. "Die Bürger sind in der Türken-Debatte nicht so negativ eingestellt wie die Regierungspolitiker", kommentiert OGM-Expertin Karin Cvrtila das Umfrageergebnis.

Glaube egal, Lärm nicht

Als größte Schwierigkeiten im Umgang zwischen Türken und Österreichern werden "unterschiedliche Lebensgewohnheiten" (81 Prozent) gesehen, vor der Sprache (78 Prozent), dem Kopftuch und dem Frauenbild (65 Prozent) und der Religion (49 Prozent). Cvrtila: "Wenn der Nachbar laut ist, bekomme ich das mit. Ob er in die Moschee geht, nicht. Oder es ist mir egal." Das Kopftuch besonders kritisch sehen übrigens Jüngere (74 Prozent nennen es als größtes Problem) und Frauen (72 Prozent).

Die Einrichtung eines eigenen Integrationsstaatssekretariats wird von 58 Prozent der Österreicher abgelehnt, doch gibt es auch hier bei den Befragten unter 30 Jahre eine Mehrheit (54 zu 36 Prozent). An der Umfrage nahmen 504 repräsentativ ausgewählte Österreicher teil.

Interview sorgte für Aufsehen

Tezcan hatte in einem "Presse"-Interview Österreichs Integrationspolitik scharf kritisiert ("Wenn ihr keine Ausländer hier wollt, dann jagt sie doch fort") und ihr eine Mitschuld an der Ghettoisierung der Türken gegeben, die "nicht wie ein Virus behandelt werden" wollen. Er griff Innenministerin Maria Fekter frontal an und warf ihr vor, bei Integrationsproblemen nur auf Polizeilösungen zu setzen. Tezcan wurde wegen seiner Aussagen ins Außenministerium zitiert, der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu stellte nach dem Protest seines österreichischen Amtskollegen Michael Spindelegger klar, dass es sich lediglich um Tezcans Privatmeinung gehandelt habe.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

BZÖ sammelt Unterschriften gegen Türkei-Botschafter
Außenpolitik

BZÖ sammelt Unterschriften gegen Türkei-Botschafter

Die Orangen starten eine Unterschriften-Aktion für die Abberufung des türkischen Botschafters in Wien. Die Unterstützungserklärungen sollen dann im Parlament behandelt werden.
bdquoDie heutige Tuerkei passt
Europa

Swoboda: "Die heutige Türkei passt nicht zu uns"

Der SPÖ-Europa-Abgeordnete Hannes Swoboda sieht Ankara gesellschaftspolitisch nicht auf dem Weg in die EU und fordert einen "Zwischenschritt".
Türkische Botschaft droht Wirtschaftskammer
Österreich

Türkische Botschaft droht Wirtschaftskammer

Wenn die Wirtschaftskammer kurdisch-stämmige Wifi-Trainerinnen nicht abzieht, würden die türkisch-österreichischen Handelsbeziehungen gestoppt. Außerdem soll der Botschafter Kontakte zu türkischen Ultra-Nationalisten pflegen.
Türkischer Botschafter: BZÖ stellt "Ultimatum"
Außenpolitik

Türkischer Botschafter: BZÖ stellt "Ultimatum"

Außenminister Spindelegger müsse den türkischen Botschafter Tezcan zur "persona non grata" erklären, fordert das BZÖ. Andernfalls will es eine Unterschriftenaktion starten.
Botschafter Popstar Tezcan eroeffnet
Innenpolitik

Botschafter als Popstar: Tezcan eröffnet Messe

Er bedauere den Wirbel um ihn, so der türkische Diplomat. Sonst hielt er sich sehr zurück. Mit seinen Aussagen habe er lediglich eine Integrationsdiskussion anregen wollen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.