Geschenk für Botschafter zeigt Türkenbelagerung

ATIS-VERANSTALTUNG IN T�RKISCHER BOTSCHAFT: TEZCAN/JANK
ATIS-VERANSTALTUNG IN T�RKISCHER BOTSCHAFT: TEZCAN/JANK(c) APA/HERBERT NEUBAUER (Herbert Neubauer)
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"Affront gegen Österreich": Der türkische Botschafter Tezcan erhielt bei einer Veranstaltung in Wien ein brisantes Mosaik geschenkt. "Gescheit war das nicht", sagt SP-EU-Mandatar Swoboda.

Ein brisantes Geschenk hat der türkische Botschafter in Wien, Kadri Evcet Tezcan, bekommen: Bei einer Veranstaltung des Verbands österreichischer und türkischer Unternehmer (ATIS) erhielt er am vergangenen Donnerstag ein Mosaik des türkischen Künstlers Sıtkı Olçar. Das Motiv: die zweite Wiener Türkenbelagerung im Jahr 1683. Im Zentrum des Bildes steht die befestigte und verteidigte Stadt, die Basis dafür bildeten alte Landkarten. Überbringer des Geschenks bei der Feier von „15 Jahre ATIS“ war Verbandspräsident Edip Bayizitlioglu.

Kritiker werten das Geschenk nun als Affront gegen Österreich. Botschafter Tezcan hatte in einem „Presse“-Interview die mangelnde Integration von Türken im Land angeprangert. „Gescheit war es nicht“, sagt etwa der SPÖ-EU-Mandatar Hannes Swoboda, der bei der Veranstaltung über die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei referierte. Das Geschenk treffe „genau auf die Argumentation: Die Türken belagern wieder mal Wien. Das zeugt nicht von Sensibilität.“ BZÖ-Generalsekretär Christian Ebner meinte, der Verband hätte mit dem Mosaik die „völlig falsche Botschaft“ gesendet. Auf die Türkenbelagerung anzuspielen sei „unangemessen“ gewesen.

„Keinesfalls eine Beleidigung“

„Die Veranstaltung stand im Zeichen des Gegenteils einer Belagerung“, sagt zum umstrittenen Geschenk die Integrationssprecherin der Grünen, Alev Korun, die bei ATIS über „produktives Zusammenleben“ sprach. „Es wäre absurd, würden Wirtschaftstreibende ihre Tätigkeit als Belagerung eines Landes verstehen.“

Sinn des Geschenks sei „keinesfalls die Beleidigung Österreichs“ gewesen, hieß es am Montag auf Anfrage der „Presse“ beim Verband selbst. Vielmehr habe man das Werk bewusst gewählt. Das Mosaik sei zwar nicht eigens für Tezcan bestimmt gewesen. Man habe aber schon länger auf eine Gelegenheit gewartet, es zu verschenken: „Es war sicher kein schlechtes Geschenk für den Anlass unserer Feier.“

Die Türkenkriege sind aktuell Inhalt einer Ausstellung im Heeresgeschichtlichen Museum Wien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16. Novenber 2010)

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Er bedauere den Wirbel um ihn, so der türkische Diplomat. Sonst hielt er sich sehr zurück. Mit seinen Aussagen habe er lediglich eine Integrationsdiskussion anregen wollen.

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