Israelischer Vizeminister: "FPÖ-Programm koscher"

(c) Teresa Zötl
  • Drucken

Israels Vizeminister Ayoob Kara ist zu Gast bei den Freiheitlichen. Er werde bei seiner Rückkehr seinem Parteifreund Premierminister Netanjahu zu einer Zusammenarbeit mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache raten.

Wien. Besuch aus Israel bei FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache: Vizeminister Ayoob Kara ist nach Wien gekommen, um der FPÖ „Legitimität zu verleihen“, wie der Politiker der Rechts-Partei Likud sagt. Ayoob Kara ist eine schillernde Figur: Er gilt als Falke im Nahost-Friedensprozess, macht sich für die jüdischen Siedler in der Westbank stark – obwohl selbst Druse – und kann als Hardliner bezeichnet werden. Bei Straches Besuch in Israel Anfang Dezember sind die beiden sich nähergekommen, und nun ist der Vizeminister für die Entwicklung von Negev und Galilea einer Einladung Straches gefolgt.

Er habe das Programm der FPÖ studiert und das sei „koscher“, sagt er im Gespräch mit der „Presse“ auf die Frage, ob er nicht Berühungsängste gehabt habe. Strache sei „vielleicht bald der nächste österreichische Kanzler“ – Ausgrenzung und Isolation sei der falsche Weg, „Israel braucht Freunde“. Er werde bei seiner Rückkehr seinem Parteifreund Premierminister Netanjahu raten, Kontakte mit der FPÖ zu pflegen. Die FPÖ habe Israel in einer schwierigen Situation beigestanden und dafür möchte er sich bedanken. Gemeinsam mit Strache und der FPÖ werde er eine internationale Konferenz zur Zusammenarbeit gegen den Terror organisieren, kündigte Kara an.

Hintergrund

Als Israel im Mai wegen eines schiefgegangenen Kommandoeinsatzes gegen die „Mavi Marmara“ in der Kritik stand, „hat sich die FPÖ auf die Seite Israels gestellt“, während die SPÖ eine Resolution gegen Israel verabschiedet habe. Neun türkischstämmige Aktivisten der „Gaza-Hilfsflotte“ wurden damals von israelischen Spezialeinheiten getötet, das Passagierschiff, das Hilfsgüter nach Gaza bringen sollte, befand sich außerhalb des israelischen Hoheitsgebiets.

Kultusgemeinde: „Opportunismus“

Der Besuch des Vizeministers ist nicht unumstritten: Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) reagierte „mit äußerstem Befremden“ darauf, dass der Vizeminister auf einem Podium mit den FPÖ-Funktionären Heinz-Christian Strache und Andreas Mölzer sitzt. „Die ungerechtfertigte politische Isolation Israels in Europa kann keine Entschuldigung dafür sein, in einen geschichtslosen Opportunismus zu verfallen (...) und durch politische Kurzsichtigkeit Israel in ein politisches Eck zu manövrieren, in das es nicht gehört“, schrieb IKG-Generalsekretär Raimund Fastenbauer in einer Aussendung. Für Strache ist Fastenbauer „durch sozialistisch-links-grün-kommunistische Ideologie fehlgeleitet“. Die FPÖ sei „die einzige Partei in Österreich, die entschlossen gegen den islamistischen Terror auftritt“.

Bei seinem Besuch in Israel hat Strache Anfang Dezember mit Vertretern europäischer Rechts-außen-Parteien eine „Jerusalemer Erklärung“, die gegen „den fundamentalistischen Islam“ gerichtet ist, mitunterzeichnet. Bei seiner gemeinsamen Pressekonferenz mit Kara kündigte Strache weitere Besuche im Nahen Osten an: Er werde sich als Nächstes im Libanon und Syrien selbst ein Bild machen.

Er wolle an die Politik von Bruno Kreisky anknüpfen, der der letzte österreichische Politiker gewesen sei, der eine aktive Außenpolitik betrieben habe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22. Dezember 2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.